Ein Philosoph, ein Soziologe, eine Fotografin: In Spanien ist der renommierte Prinzessin-von-Asturien-Preis verliehen worden. Es gab insgesamt acht Kategorien- und eine Statue.
Die spanische Kronprinzessin Leonor hat am Freitagabend die renommierten Prinzessin-von-Asturien-Preise verliehen. Die als “spanische Nobelpreise” geltenden Auszeichnungen werden jedes Jahr in acht verschiedenen Sparten vergeben. Die Preise sind nach der spanischen Thronfolgerin benannt und werden alljährlich im nordspanischen Oviedo verliehen. Die Preisträger erhalten jeweils 50.000 Euro und die Nachbildung einer Statue von Joan Miró.
Der deutsch-koreanische Philosoph und Religionstheoretiker Byung-Chul Han wurde in der Sparte Kommunikation als einer der “bedeutendsten zeitgenössischen Philosophen” geehrt, der sich immer wieder mit den Problemen der heutigen Gesellschaft auseinandersetze. Mit seinen Schriften über aktuelle apokalyptische Szenarien mit Kriegen, Klimakatastrophen und wirtschaftlicher Unsicherheit wurde Byung-Chul Han zu einem der populärsten, aber auch umstrittensten Kultur- und Kapitalismuskritiker der Gegenwart.
Auch während seiner Preisrede warnte er vor zunehmender Angst vor sozialem Abstieg, der bereits die Mittelschicht erreicht habe und Menschen in die Arme von Autokraten und Populisten treibe. Zudem erwähnte er Gefahren der Digitalisierung: “Das Smartphone kann ein sehr nützliches Werkzeug sein. Doch in Wirklichkeit sind wir zum Werkzeug des Smartphones geworden.” Ähnlich stehe es um die Sozialen Medien: “Sie hätten ein Medium für Liebe und Freundschaft sein können. Doch in ihnen herrschen Hass, ‘Fake News’ und Aggression.”
Der US-Soziologe Douglas Massey erhielt für seine Arbeiten über Migrationsprobleme den Preis für Sozialwissenschaften. Mit dem Literaturpreis wurde der spanische Schriftsteller Eduardo Mendoza bedacht. Der Kunstpreis ging an die mexikanische Fotografin Graciela Iturbide. Das mexikanische Nationalmuseum für Anthropologie erhielt die Auszeichnung in der Sparte Eintracht und Frieden. Das Museum habe für das Verständnis von kulturellem Erbe und Vielfalt beigetragen, hieß es zur Begründung.
Der Preis für internationale Zusammenarbeit ging an Mario Draghi. Als ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank und später als Regierungschef Italiens sei er eine Schlüsselfigur für die Verteidigung der europäischen Integration gewesen und habe maßgeblich bei der Stabilisierung der Grundwerte der EU beigetragen, hieß es.
Grundwerte, die Draghi heute in Gefahr sieht: “Fast alle Prinzipien, auf denen die Union gegründet wurde, stehen unter Druck”, sagte er bei der Preisvergabe. “Wir glaubten, Diplomatie könne die Grundlage unserer Sicherheit sein, und doch erleben wir die Rückkehr harter militärischer Macht. Wir haben uns verpflichtet, beim Klimawandel verantwortungsvoll voranzugehen, doch wir sehen zu, wie andere zurückweichen, während wir die immer höheren Kosten tragen. Die Welt um uns herum hat sich grundlegend verändert, und Europa tut sich schwer, darauf zu reagieren.”
Die Kronprinzessin sagte, es sei sinnvoll, die Werte zu schützen und zu verteidigen, welche die Menschheit definierten und leiteten. “Ihnen zu vertrauen bedeutet, auf Freiheit statt Angst, auf Gerechtigkeit statt Willkür, auf Demokratie statt Intoleranz, auf Rechtsstaatlichkeit statt Machtmissbrauch und auf Menschenrechte statt Gleichgültigkeit zu vertrauen”, so die Prinzessin von Asturien.