Priessner: „Fairer Handel kann Beitrag zu Klimagerechtigkeit leisten“

Klimagerechtigkeit erfordert nach Ansicht der Koordinatorin des Projekts „Fair Trade Stadt Hamburg“, Christine Prießner, einen sozial-ökologischen Systemwandel. Politische Akteure und die Zivilgesellschaft im Globalen Norden müssten anerkennen, dass die bereits jetzt stark von der Klimakrise betroffenen Menschen im Globalen Süden am wenigsten für diese verantwortlich sind. „Dabei müssen wir auch über Entschädigungszahlungen nachdenken“, sagt Prießner im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der wegen seiner Rohstoffe und billiger Arbeitskräfte ausgebeutete Globale Süden spüre seit Längerem die Klimakrise und könne sich viel weniger dagegen wehren. Neben Dürreperioden stünden die Menschen beispielsweise Überschwemmungen hilflos gegenüber: „Die können nicht mal schnell einen Deich bauen, so wie wir das machen“, sagt Prießner.

Das Konzept der Klimagerechtigkeit sieht eine historisch gewachsene Verantwortung beim Globalen Norden, „weil wir viel länger schon viel stärker auf das Konto einzahlen, das die Klimakrise ausgelöst hat, beispielsweise, indem wir viel CO2 ausstoßen“. Ansatz des aus dem Globalen Süden stammenden Konzepts sei es, politisch-ganzheitlich nach solchen Verantwortlichkeiten zu schauen und zu überlegen, was die Verantwortlichen für die betroffenen Menschen tun können. „Daher ist es wichtig, die Klimakrise nicht als rein technisch zu lösendes Umweltproblem zu betrachten, sondern vielmehr als die Folge von tiefen historischen, politischen und gesellschaftlichen Ungleichheiten“, betont Prießner.

„Die Menschen im Globalen Süden haben am wenigsten zum Klimawandel beigetragen,
leiden aber am meisten unter seinen Folgen“. Neben dieser Anerkennung bräuchten sie aber vor allem eines: „Wir müssen schauen, wie wir sie finanziell unterstützen können und wir müssen ihnen Lösungen bieten.“

Die „Fair Trade Stadt Hamburg“ will im Rahmen der vom 15. bis 29. September stattfindenden „Fairen Woche“ in Hamburg beleuchten, wie sich die Klimakrise konkret auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Produzentinnen und Produzenten auswirkt. Und sie will aufzeigen, dass Fairer Handel einen Beitrag zur Umsetzung von Klimagerechtigkeit leisten kann.

Der Faire Handel unterstütze seine Partner bei der Bewältigung der Folgen der Klimakrise, unter anderem mit Beratung bei der Umstellung auf klimaschonende und -angepasste Wirtschaftsweisen und mit finanzieller Hilfe, etwa für Aufforstungsmaßnahmen oder die Einführung erneuerbarer Energien, sagt Prießner.

Wer beispielsweise Kaffee mit dem „Fairtrade“-Siegel kauft, trägt nach Angaben des gleichnamigen Vereins zur Unterstützung der Kaffeekooperativen bei der Anpassung an veränderte Klimabedingungen bei. Zudem leisteten „Fairtrade“-Kaffee-Konsumierende einen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kaffeebäuerinnen und -bauern.

Jeder Kauf stärke die kleinbäuerliche Arbeit im Globalen Süden, sagt Prießner. Diese lieferten über 80 Prozent der im Globalen Süden konsumierten Nahrungsmittel und leisteten so einen großen Beitrag zur Armutsreduktion und zur weltweiten Ernährungssicherheit. Weitere vertrauenswürdige Siegel und Marken des Fairen Handels sind laut Prießner im Weltladen zu finden.