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Prien: Mehr Hilfe für Kinder von sucht- und psychischkranken Eltern

3,8 Millionen Kinder und Jugendliche werden jährlich mit einer psychischen oder einer Suchterkrankung von einem Elternteil konfrontiert. Familienministerin Prien (CDU) plädiert dafür, stärker bei den Lehrern anzusetzen.

Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) will Kinder und Jugendliche von sucht- oder psychisch kranken Eltern stärker unterstützen. Wichtig sei vor allem, Lehrer fortzubilden und für das Thema stärker zu sensibilisieren, erklärte Prien am Donnerstag in Berlin bei einem Austausch über das Projekt “Hilfen im Netz”. Die bundesweite Online-Plattform bietet demnach anonyme und kostenfreie Erstberatung für Betroffene.

“Wir müssen Kindern und Jugendlichen mehr Gelegenheit geben, solche Dinge anzusprechen”, sagte Prien. Die Schule sei dabei ein sehr guter Weg. Lehrkräfte müssten so weitergebildet werden, dass sie betroffene Kinder identifizieren und ihnen die richtige Hilfe vermitteln könnten, so die Ministerin.

Rund 3,8 Millionen Kinder und Jugendliche werden laut Studien jährlich mit einer psychischen Erkrankung oder einer Suchterkrankung von einem Elternteil konfrontiert. Damit ist laut Angaben deutschlandweit jedes vierte Kind betroffen; durchschnittlich gibt es in jeder Klasse Fälle.

Weiter sprach sich Prien für eine bessere Verzahnung zwischen Bund und Ländern mit Blick auf Präventionsangebote, Jugendhilfe und Eingliederungshilfe aus. Alles andere sei teuer und ineffizient, sagte sie. Es sei wichtig, “dass, was wir an guten Angeboten haben, so miteinander zu vernetzen, dass möglichst viele Kinder und Jugendliche davon profitieren können”.

Der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) betonte, man müsse bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig ansetzen, da Kinder aus süchtigen oder psychisch kranken Familien in ihrer Zukunft besonders gefährdet seien. Studien zufolge entwickeln zwischen 41 und 77 Prozent dieser Kinder selbst psychische Störungen oder eine eigene Abhängigkeitserkrankung im Laufe ihres Lebens.

Das Projekt “Hilfen im Netz” wird seit 2023 vom Bundesfamilienministerium gefördert und läuft bis Juni 2026. Prien stellte eine Prüfung der Fortführung des Projekts über diesen Zeitraum hinaus in Aussicht. Getragen wird es von Nacoa Deutschland und KidKit, der Drogenhilfe Köln.

Insgesamt gab es demnach bei “Hilfen im Netz” zwischen Juli 2023 und Juni 2025 rund 3.500 Anfragen zur Mailberatung. Eine im Sommer gestartete bundesweite Kampagne zum Projekt mit Plakataktionen, Social-Media-Kampagnen und Anschreiben an weiterführende Schulen, führte laut Angaben zu deutlich mehr Online-Beratungsanfragen, im Juli etwa “zu einem Plus von 247 Prozent” im Vergleich zum Durchschnitt der vorhergehenden Monate, wie es hieß.

“Wir müssen viel mehr tun, für die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen”, sagte Prien. Die Bundesregierung habe sich zum Ziel gesetzt, dies stärker in den Fokus zu nehmen.