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Premiere auf dem Freimarkt: Neuer Schaustellerpastor in Bremen

Premiere auf dem Autoscooter „Top In“: Der Bremer Pastor Friedhelm Blüthner hat am Freitag mitten auf dem Freimarkt in der Hansestadt seinen ersten Gottesdienst für Schaustellerinnen und Schausteller gefeiert. Mit E-Gitarre, bunter Stola und schwarzem Talar sprach der evangelische Theologe am Reformationstag in Predigt und Gebet vom Kern der Arbeit auf dem Rummel. Schaustellerinnen und Schausteller wollten allen Menschen Freude und Vergnügen bringen: „Besonders der Jugend, den Einsamen und denen, die vom Glück benachteiligt sind.“

Der 63-Jährige folgt auf Ingrid Witte, die viele Jahre für die Schausteller- und Circus-Seelsorge in der Hansestadt zuständig war und kürzlich in den Ruhestand gegangen ist. Blüthner sagte, viele der reisenden Schaustellerinnen und Schausteller seien tief im Glauben verwurzelt: „Sie sind im besten Sinne mit Gott verbunden und kirchlich loyal.“

In seiner Predigt sprach er den Zuhörenden Mut in Krisensituationen zu. Gott stehe an ihrer Seite. Außerdem gebe es auf dem Festplatz ein auffangendes Netz, „das andere Menschen verlässlich geknüpft haben“.

Blüthner gehört zu einem bundesweiten Kreis von Pastorinnen und Pastoren, die fast alle ehrenamtlich oder im Nebenauftrag in der Schaustellerseelsorge arbeiten. Der Dienst hat in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Zur evangelischen Gemeinde auf der Reise gehörten mehr als 20.000 Mitglieder, sagte der Leiter der Circus- und Schaustellerseelsorge der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Pastor Torsten Heinrich, dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Artisten, Schausteller, Puppenspieler und reisende Marktkaufleute.“

Heinrich wies darauf hin, dass der Seelsorgebereich vor harten Einschnitten stehe. So habe die EKD-Synode einen Beschluss gefasst, der in der Schaustellerseelsorge „eine Finanzreduktion um 71 Prozent vorsieht“, erläuterte der hauptamtliche Leiter der Circus- und Schaustellerseelsorge. Er und sein Team aus 13 ehrenamtlich tätigen Pfarrerinnen und Pfarrern stünden damit nahezu vor dem Aus.

Der Bremer Freimarkt auf der Bürgerweide am Hauptbahnhof zählt zu den größten Volksfesten im Norden. Auf dem Festgelände laden noch bis Sonntag fast 300 Karussells, Buden und Imbisse zu einem Bummel ein.