Hochschulwettbewerb: Preisträger realisiert Ausstellung in Göttingen

Nicolai Messerschmidt, ein Preisträger des Hochschulwettbewerbs der Initiative „Wissenschaft im Dialog“, will das Preisgeld über 10.000 Euro in die Realisierung einer Ausstellung in Göttingen investieren. Der 27-jährige Masterstudent der Friedrich-Schiller-Universität eine Schau zum Alltagsleben eines deutschen Soldaten der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika im Stadtlabor Göttingen, teilte die Hochschule am Dienstag in Jena mit. Messerschmidt greife dabei vor allem auf den Nachlass seines in Tansania stationierten Ur-Urgroßvaters Theodor Schneemann (1879-1937) zurück, der aus einer Bauernfamilie aus Rittmarshausen bei Göttingen stammte.

Für die Ausstellung „Koloniale (Un)freiheiten“ kooperiert Messerschmidt den Angaben zufolge mit dem Verein „Göttingen postkolonial“, der sich für Aufklärung über die koloniale Geschichte im Raum Göttingen einsetzt. Als Grundlage für die Schau, die von April bis Juli zu sehen sein soll, dienen ihm mehr als 100 Fotografien und Briefe Schneemanns aus dem Besitz der Familie. „Ziel ist es, die privaten Bilder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, sagte Messerschmidt.

Darüber hinaus sei ein Workshop mit Forschenden aus Tansania über Kolonialismus und Postkolonialismus geplant. Im Rahmen des Projekts werde zudem der bestehende postkoloniale Stadtrundgang in Jena um eine Station zum Fall Schneemann ergänzt.

Laut Messerschmidt sind die Zustände in der deutschen Kolonie auf den Bildern eher am Rande sichtbar. Viele Fotos zeigten Pferde und Stallungen, da der Vorfahr als Stallmeister tätig war. Es gebe aber auch Aufnahmen, die deutlich koloniale Machtphantasien widerspiegelten, sagte Messerschmidt. In einem der Briefe schreibe zudem ein Bekannter Schneemanns von den gängigen Preisen für afrikanische Waffen oder rituelle Masken.