Preis der Leipziger Buchmesse für „Minihorror“

Die in Wien lebende Autorin Barbi Markovic ist mit dem diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik geehrt worden. Sie erhielt die Auszeichnung am Donnerstag in der Glashalle des Leipziger Messegeländes für ihr Buch „Minihorror“. In dem Werk geht es um das Paar Mini und Miki, das in einer ihnen fremden Gesellschaft in den alltäglichen Horror des städtischen Lebens eintaucht.

Barbi Markovic erzähle stilsicher und mit bewussten Stilbrüchen einen Comic in Prosa, urteilte die siebenköpfige Jury. Es gehe um Missgeschicke, Beleidigungen, Verwandtschaftsfehden, Möbelkäufe und Ungeziefer – „komisch, vertraut und unheimlich“. Ironie verschärfe sich bei ihr zu Satire, Humor drehe sich in Sarkasmus und die Perspektive mache kleine Wesen groß.

Preisträgerin Markovic wurde 1980 in Belgrad geboren und lebt in Wien. Ihr Buch „Minihorror“ erschien im Residenz Verlag. Der in den drei Sparten Belletristik, Sachbuch und Übersetzung vergebene Preis der Leipziger Buchmesse wurde zum 20. Mal vergeben. Er ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. Dafür waren 15 Bücher nominiert, fünf je Sparte.

In der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging der Preis an den Berliner Kunsthistoriker Tom Holert für sein Werk „ca. 1972. Gewalt – Umwelt – Identität – Methode“, erschienen bei Spector Books. Im Zentrum seines Essays steht das Jahr 1972, das nach der revolutionären Euphorie von 1968 einen Wendepunkt markiere: Das Vertrauen in die Nachkriegsordnung und die Fortschrittsmechanik der Moderne weiche einer Atmosphäre von Ernüchterung, Verbitterung und Angst. „Mit seinem hybriden Text-Spiel fordert Tom Holert uns auf, die politischen Kämpfe, deren Scheitern das vermeintliche Ende der Geschichte einleitete, aus einer globalgeschichtlichen Perspektive neu zu denken“, urteilte die Jury. Holert wurde 1962 in Hamburg geboren und lebt und arbeitet in Berlin.

Bei Übersetzungen entschied sich die Jury unter Vorsitz der Literaturkritikerin Insa Wilke für die Münchnerin Ki-Hyang Lee. Sie übersetzte aus dem Koreanischen „Der Fluch des Hasen“ von Bora Chung. Das Buch enthält zehn, teils bizarre Kurzgeschichten. Ki-Hyang habe diese in eine pointierte und leicht neben die Norm gesetzte deutsche Prosa gebracht, die dem Absurden und Unheimlichen im Deutschen eine angemessen eigenartige Form gebe, so die Jury.

Ki-Hyang Lee wurde 1967 in Seoul geboren. Sie studierte Germanistik, Pädagogik und Japanologie in Seoul, Würzburg und München. Heute lebt sie in der bayerischen Landeshauptstadt und arbeitet als Dozentin und Übersetzerin.

Bereits bei der Eröffnung am Mittwoch war der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung geehrt worden. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert. Am Donnerstag besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Buchmesse. Nach einem Rundgang auf dem Messegelände wollte er am Abend in der Alten Börse eine Rede zu 75 Jahre Grundgesetz und 35 Jahre friedlicher Revolution halten.

Bis zum Sonntag präsentieren sich in Leipzig 2.085 Aussteller aus 40 Ländern. Den Gastlandauftritt der diesjährigen Buchmesse gestalten die Niederlande und Flandern unter dem Motto „Alles außer flach“.