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Predigten an Heiligabend heben Friedensbotschaft hervor

Bischöfe und Kirchenpräsidenten haben in ihren Predigten an Heiligabend die Angst und Sorge um Kriege und Anschläge wie in Magdeburg aufgegriffen. Dagegen hoben sie die geistliche Kraft der Friedensbotschaft hervor, die von der Geburt Jesu ausgehe. „Es gibt so viel Unmenschlichkeit. Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit zerstören Leben“, schrieb der hessen-nassauische Kirchenpräsident Jung in Darmstadt in seiner Weihnachtsbotschaft. „Menschen tun einander auch dort Gewalt an, wo sie andere erniedrigen und verachten.“

Dagegen setze die Weihnachtsbotschaft „Zeichen der Mitmenschlichkeit und des Friedens“. Durch Jesus Christus zeige Gott nämlich, was es bedeute, Mensch zu sein, erklärte Jung. „Mensch sein heißt, auf Gottes Kraft und Liebe zu vertrauen, einander und respektvoll, mit Würde zu begegnen und füreinander da zu sein.“

Die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann betonte in ihrer Predigt in der Kasseler Martinskirche: „Das Kind in der Krippe ist Gottes Antwort auf den Hass und die Gewalt in dieser Welt.“ In dem Kind im Stall von Bethlehem bündele sich die Sehnsucht nach Frieden, nach Gerechtigkeit und Zusammenhalt, sagte sie laut Mitteilung der Landeskirche. „Es ist ein Kind, das zum Botschafter der Liebe wird, wo Hass regiert. Es lebt Frieden vor, wo Menschen in Gewaltmustern denken.“ Gott selbst komme in diesem Kind in die Welt, um Perspektiven zu öffnen, wo alles verhärtet und aussichtslos geworden sei.

Der rheinische Präses Thorsten Latzel rief dazu auf, sich nicht von Gewaltnachrichten überwältigen, sondern vom Hoffnungsglauben berühren zu lassen. Auch zu biblischen Zeiten habe es „viel Dunkel, wenig Licht“ gegeben, sagte Latzel in seiner Predigt in der Justizvollzugsanstalt Remscheid und in der Salvatorkirche in Duisburg laut Manuskript. Hoffnung möge von außen betrachtet weltfremd wirken.

„Doch ob sie wahr ist, merke ich erst, wenn ich mich von ihr verändern lasse“, unterstrich der Präses. Etwa, „wenn ich mich auf der Arbeit, in der Schule, am Stammtisch nicht vom Bösen bestimmen lasse und nicht mitlästere“, „wenn ich aufhöre, selber immer schwarzzumalen und nur das Negative zu sehen“, „wenn ich mich trotzig und getrost für Mitmenschlichkeit einsetze und allen Hetzern widerspreche, die Hass und Zwiespalt säen – gerade jetzt in Zeiten des Wahlkampfes“.

Das Weihnachtsevangelium sei auch „eine politische Stellungnahme gegen jeden menschlichen Machtdünkel“, sagte der katholische Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom laut Predigtmanuskript. In der Gewaltlosigkeit Jesu liege ein „menschenfreundlichen Potenzial“. Dessen Verwirklichung beginne im Kleinen. „Erlösung findet dort statt, wo ich meine Kraft nicht aus mir selbst allein habe, sondern wo ich sie als Geschenk annehmen kann. Erlösung findet dort statt, wo ich meine Schuld eingestehen kann und auch selbst beginne, vergeben zu können,“ sagte Kohlgraf.

Jesus habe selbst Flucht und Vertreibung gekannt und den Schrei der Gelähmten, Blinden und Orientierungslosen gehört, unterstrich der katholische Fuldaer Bischof Michael Gerber. „Die Botschaft der Weihnachtszeit erinnert daran, dass Jesus Christus mit uns fühlt und uns in den dramatischen Momenten unseres Lebens begleitet“, sagte er im Fuldaer Dom laut Mitteilung des Bistums. Dies habe Folgen: Mitgefühl mit anderen wachse dort, „wo ich selbst erfahren darf, dass mir gegenüber Empathie gezeigt wird“, sagte Gerber.

Der katholische Trierer Bischof Stephan Ackermann ermutigte die Gläubigen, Veränderungen in der Welt aus dem Glauben an Gott anzugehen. Dass Gott für sein Eingreifen in diese Welt den Weg der Menschwerdung gewählt habe, sei „ein Zeichen seines Glaubens an den Menschen“, sagte Ackermann im Trierer Dom laut Predigttext. Gott schicke nicht „den starken Mann oder die starke Frau“, die es „von heute auf morgen richten“ sollen. Er schenke als Retter ein Kind, das wachsen und lernen müsse. An Jesus sollten Menschen erkennen, dass sie selbst fortan mit Gottes Kraft und Hilfe die Welt erneuern könnten.