Precht entschuldigt sich für Äußerungen zum Judentum

Autor Richard David Precht hat sich für seine Äußerungen zum orthodoxen Judentum entschuldigt. Die Behauptung, die Religion verbiete ultraorthodoxen Juden zu arbeiten, außer in „ein paar Sachen, wie Diamanthandel und ein paar Finanzgeschäften“ sei definitiv falsch, sagte Precht am Mittwoch in einer vorgezogenen Neuausgabe des ZDF-Podcasts „Lanz und Precht“.

Er habe in der vergangenen Ausgabe des Podcasts am Freitag „salopp dahergeredet“ und „Quatsch“ erzählt. Deshalb wolle er sich bei allen entschuldigen, die in diesen Äußerungen „etwas Antisemitisches gesehen haben“. Antisemitismus liege ihm völlig fern, so der 58-Jährige. Das Thema Judentum – auch Geschichte, Religion und Philosophie – interessiere ihn seit seiner Jugend.

Precht räumte ein, dass er sich mit seinem Äußerungen „in hochgradig vermintes Terrain“ begeben habe, weil antijüdische Kräfte und Antisemiten wie die Nazis solche Behauptungen benutzt hätten, um die Juden auszugrenzen. Das Thema sei zu sensibel, um ungenau sein zu dürfen.

Das ZDF hatte die umstrittene Passage nach heftiger Kritik aus dem Podcast entfernt. Kritiker warfen Precht und Lanz, der den Aussagen nicht widersprochen hatte, Antisemitismus vor.

Lanz sagte dazu am Mittwoch, er sei sehr überrascht über die Heftigkeit der Anwürfe. „Das hat mich wirklich verletzt“, so der ZDF-Moderator. Er und Precht kritisierten zugleich die Härte der öffentlichen Debatte. „Der Stab wird zu schnell gebrochen“, sagte Lanz. Durch die Skandalisierung entstünden tiefe Gräben in der Gesellschaft.

Precht präzisierte, Juden seien im Mittelalter in Europa von vielen Berufen, Zünften und Handwerksgilden ausgeschlossen worden. Deshalb seien sie verstärkt in andere, ihnen erlaubte Tätigkeiten ausgewichen. Mit Blick auf ultraorthodoxe Juden heute sagte er, auch bei ihnen gebe es, anders als behauptet, kein Arbeitsverbot. Für viele von ihnen bestehe aber die Selbstverpflichtung, die spirituelle Arbeit und das religiöse Studium in den Vordergrund zu stellen. Erwerbsarbeit solle sich darauf beschränken, das absolut Lebensnotwendige zu verdienen.