Präventionsexpertin: Menschen radikalisieren sich nicht “mal eben”
Die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft gegen religiös begründeten Extremismus, Friederike Müller, hat dazu aufgefordert, bei Radikalisierung stärker auf die individuellen Ursachen zu schauen. Menschen würden sich „nicht mal eben“ radikalisieren, sagte die Sozialarbeiterin am Donnerstag dem Radiosender WDR 5. Jede Radikalisierung habe eine sehr individuelle und zu differenzierende Geschichte. Besonders gefährdet seien Menschen am Rande der Gesellschaft und junge Menschen, die sich ausgegrenzt fühlen.
Es seien gezielte und ganz unterschiedliche Ansätze nötig, um Menschen zurückzugewinnen für eine demokratische Gesellschaft und ein Leben jenseits von Extremismus und Gewalt, betonte Müller. Die Arbeit mit radikalisierten Personen sei immer sehr arbeits- und zeitintensiv. „Also, das ist nichts, was man en passant macht.“ Wichtig sei dabei, dass „jemand gesellschaftlich wieder eingebunden wird“, betonte Müller. Das sei der „Game Changer“ in der Arbeit mit radikalisierten Menschen.
Als Beispiel nannte sie die Arbeit mit extremistischen Frauen, die nach einer Ausreise in Gebiete des sogenannten Islamischen Staates zurückgekehrt sind. „Und sie wieder anzudocken an gesellschaftliche Strukturen, mit Therapie, mit tatsächlich einer sehr engmaschigen, sehr individuellen Begleitung, da kann man durchaus sehr gute Erfolge erzielen“, erklärte sie Sozialarbeiterin.
Religiösen Extremismus gebe es nicht nur von islamischer Seite, sondern auch in den anderen Weltreligionen, betonte Müller. Doch viele Menschen, die nach Deutschland und Europa flüchten, hätten Wurzeln im Nahen Osten „und von daher ist für unsere Region oder für Europa sicherlich das Problem mit dem gewaltbereiten Islamismus prägender“.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft gegen religiös begründeten Extremismus wurde 2016 gegründet. Aktuell gehören ihr 37 Mitgliedsorganisationen an.