Die Gedenkstätte im früheren Potsdamer Gefängnis in der Lindenstraße will ihr Angebot inklusiver Führungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen erweitern. Neben Tastführungen und Führungen in Leichter Sprache sei nun auch ein Angebot für gehörlose Menschen geplant, hieß es bei der Präsentation des Jahresprogramms am Donnerstag in Potsdam. Dazu werde aktuell ein Gedenkstättenguide in deutscher Gebärdensprache entwickelt. Damit werde die Gedenkstätte für immer mehr Menschen zu einem Ort der kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte politischer und rassistischer Verfolgung und Haft im 20. Jahrhundert.
Die Gedenkstätte ist in einem ehemaligen Gerichts- und Gefängnisgebäude in der Potsdamer Innenstadt untergebracht, das in der NS-Zeit Sitz eines „Erbgesundheitsgerichts“ und Gerichtsgefängnis für politisch und „rassisch“ Verfolgte des NS-Regimes war. Von 1945 bis 1952 war der Gebäudekomplex ein Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes. Danach war dort bis 1989 das Stasi-Untersuchungsgefängnis für den DDR-Bezirk Potsdam untergebracht. 1990 wurde daraus ein „Haus der Demokratie“. Seit 1995 ist das Gebäude eine Gedenkstätte.
Im laufenden Jahr seien auch zwei Sonderausstellungen geplant, hieß es. Themen seien das demokratische Engagement in Ostdeutschland gegen die Errichtung einer Diktatur nach 1945 sowie das System der NS-Zwangsarbeit, das auch zu Inhaftierungen Betroffener im Gefängnis Lindenstraße geführt habe. Dort seien während des Zweiten Weltkriegs in diesem Zusammenhang rund 300 Frauen und Männer aus mindestens 23 Nationen inhaftiert gewesen.