Pop-Dandy, Provokateur, Zweifler: Vor 25 Jahren starb Falco

„Rock me Amadeus“ machte ihn zum internationalen Superstar. Doch das Leben des österreichischen Musikers Falco schwankte zwischen Selbstzweifeln und Exzessen. Vor 25 Jahren starb er bei einem Unfall.

Der Mann passte in die Zeit: Falco bei einem Auftritt in Köln im Juni 1984
Der Mann passte in die Zeit: Falco bei einem Auftritt in Köln im Juni 1984Imago / Sven Simon

Sein großes Comeback sollte er nicht mehr erleben: Falcos Song „Out of the Dark“ schnellte nach seinem Tod vor 25 Jahren nach ganz oben in die Hitlisten. „Muss ich denn sterben, um zu leben?“, heißt es in dem düsteren Lied. In den Jahren zuvor war der österreichische Popstar, der eigentlich Johann Hölzel hieß, mit Affären, Alkohol- und Drogen-Exzessen ein beliebtes Thema der Klatschpresse gewesen. Am 6. Februar 1998 kam er in der Dominikanischen Republik bei einem Autounfall ums Leben. Er wurde 40 Jahre alt.

Falcos Musik habe genau in die Zeit der 80er und 90er Jahre gepasst, sagte der Rektor der Essener Folkwang-Universität der Künste, Andreas Jacob, dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Das hatte so eine gewisse Lässigkeit und auch diesen Wiener Schmäh.“ Jacob: „Wie Falco sehr genau mit dem Flow und einem klaren Beat solche Raps setzte, das konnte in Deutschland zu der Zeit – und eigentlich auch später – niemand so wie er.“

Mit seiner Bühnenfigur Falco gelang es dem Musiker, aus einfachen Verhältnissen heraus seinen Traum vom Leben als internationaler Popstar zu verwirklichen. Aufgewachsen ist der am 19. Februar 1957 in Wien geborene Hans Hölzel in kleinbürgerlichen Verhältnissen. Der Jugendliche schlug sich zunächst als Bassist in mehreren Bands durch, unter anderem in der Wiener Anarcho-Kunst-Band Drahdiwaberl.

„Des schoff i nie wieder“

Die Geburt des deutschen Rap-Songs geschah eher zufällig, wie der frühere Falco-Produzent Robert Ponger Zeit-Online sagte. Gesungen hätten die Strophen von Falcos erstem großen Hit „Der Kommissar“ (1981) harmlos geklungen. „Ich habe ihm gesagt, dass seine Sprechstimme attraktiver ist, er soll versuchen, zu reden“, erinnert Ponger sich. „Und plötzlich war alles da: die Rhythmik, die Mischung aus Englisch und Deutsch. Wir haben gespürt: Wir haben da was Neues.“

Falco inszenierte sich als der coole Dandy, in der Hand ein Glas Champagner, im anderen Arm ein mondänes Model. Das Besondere an Falco sei eine „schnöselige Arroganz“, mit der er an die Sachen herangegangen sei, erklärt Folkwang-Rektor Jacob. Falco sei mit einer ausgesuchten Coolness dahergekommen. In seinen Songs spiegelt sich eine düstere urbane Parallelwelt – „ganz Wien ist auf Heroin“ sang er bereits in seinem ersten Song „Ganz Wien“.

Im Sog der Neuen Deutschen Welle schoss Falcos Stück „Der Kommissar“ Anfang der 80er Jahre in den Hitparaden dann ganz nach oben. Mit „Rock Me Amadeus“ gelang ihm dann 1986, was vor ihm kein deutschsprachiger Künstler geschafft hatte: Platz Eins der Billboard Charts in den USA. Als Falcos Manager die sensationelle Nachricht in Wien mit Champagner feiern wollte, war Falco der einzige in der Runde, der am Boden zerstört war. „Des schoff i nie wieder“, soll er gesagt haben. „Jetzt is‘ aus.“

Nach seinem Erfolg als Solo-Künstler führte Falco das Leben eines Rockstars: Exzessiv konsumierte er Whisky und Kokain, verwüstete Hotelzimmer. Seinen Ruf, der von „schwierig“ bis zu „definitives Arschloch“ reiche, müsse er schließlich verteidigen, sagte er einmal: „Ich bin ein Unangepasster in einem angepassten Geschäft.“

Wochenlang in den Schlagzeilen war er 1986 mit seinem Skandalhit „Jeanny“. Im heute journal warf Moderator Dieter Kronzucker dem Musiker vor, damit Entführung, Vergewaltigung und Ermordung eines jungen Mädchens zu glorifizieren. Viele Radiosender spielten das Lied nicht, das Video wurde verboten. Falco wies die Vorwürfe zurück.

In den 90er Jahren sank Falcos Stern am Pophimmel. Einzig die Techno-Version eines Gassenhauers der 20er Jahre, „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“, wurde Mitte der 90er noch mal ein etwas schräger Hit für die tanzende MTV-Generation.

Völlig von der Rolle

Immer öfter äußerte sich Falco in seinen letzten Jahren voller Selbstzweifel. Die Musikkarriere sei ein Drahtseilakt: „Zwischen Absturz und Aufstieg gibt’s irgendwie nix“. Er habe sein Gesicht in einer Dimension verkauft, „die sich völlig meiner Kontrolle entzogen hatte“, räumte Falco in einem Interview mit dem Musikexpress ein. „Ich habe ohne Ende Drogen eingeworfen, bin zum Alkoholiker geworden und war phasenweise psychisch völlig von der Rolle.“ Er sei „ein absoluter Suchttyp“.

Im Grunde habe Falco „eine tiefe Sehnsucht nach Bürgerlichkeit, Geborgenheit und einer Beziehung“ gehabt, schreibt sein langjähriger Manager Horst Bork in seinen Erinnerungen. Eine 1988 geschlossene Ehe hielt nur ein knappes Jahr. Die Tochter aus dieser Verbindung stammte, wie sich später herausstellte, nicht von ihm.

Offenbar hatte Falco kurz vor seinem Tod vor, sich noch einmal neu zu orientieren. Er zog in die Dominikanische Republik: „Die Frage ist nicht, was mache ich hier, sondern, was lasse ich in der Zeit, in der ich hier bin, zu Hause an Blödsinn aus“, begründet er seinen Umzug.

Als Falco vor 25 Jahren nach einem Besuch der Turist Disco auf die Straße einbog, wurde sein Geländewagen von einem Bus gerammt. Der Musiker war sofort tot. Laut Obduktion hatte er große Mengen an Alkohol und Kokain konsumiert. „Wenn ich morgen meinem Gott entgegentrete, kann ich ihm sagen: Ich bin unschuldig“, sagte Falco in einem seiner letzten Interviews in der Karibik. „Ich habe niemanden etwas getan, außer mir selbst. Und das verzeiht er mir.“