Polizei will mit Gedenkort für NS-Rüstungsfabrik kooperieren

Die Polizeiakademie Niedersachsen will künftig eng mit der Gedenk- und Bildungsstätte für einen der größten deutschen NS-Rüstungsbetriebe in Liebenau bei Nienburg zusammenarbeiten. Geplant sind unter anderem Führungen, Vorträge sowie Forschungs- und Ausstellungsprojekte, wie die Polizeiakademie am Freitag in Nienburg mitteilte. Dabei soll auch auch die Beteiligung von Organen der öffentlichen Sicherheit wie der Polizei in den Blick genommen werden.

In der Pulverfabrik Liebenau mussten zwischen 1939 und 1945 rund 20.000 Zwangsarbeiter für die NS-Waffenproduktion schuften. Rund 2.000 von ihnen kamen dabei ums Leben, durch Krankheit, Erschöpfung, Unfälle oder Hinrichtung.

„Dieser Ort ist ein wichtiges historisches Zeugnis und ein Mahnmal dafür, was Menschen ihresgleichen antun können, nur wegen einer rassistisch geprägten Ideologie und blindem Gehorsam“, sagte Akademiedirektor Carsten Rose. „Damit sich so etwas Schreckliches nicht wiederholt, müssen wir die Erinnerung aufrechterhalten.“ Rose unterzeichnete am Freitag mit dem Trägerverein der Dokumentationsstätte eine Vereinbarung über die künftige Kooperation. Dazu gehört auch, dass in Zukunft Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten an der Polizeiakademie sowie Forschungsprojekte dazu gefördert werden sollen.

Die Rüstungsfabrik wurde ab 1939 unter strengster militärischer Geheimhaltung auf rund zwölf Quadratkilometern in einem Waldstück bei Liebenau zwischen Bremen und Hannover errichtet. Die Nationalsozialisten produzierten dort Pulver, das bei Granaten oder Raketen als Treibmittel zum Einsatz kam. Zwangsarbeiter aus Polen, der Sowjetunion, Frankreich oder Italien mussten dafür Chemikalien mischen, durch die sich Haut und Haare verfärben konnten. Dazu dienten rund 400 dickwandige und teils unterirdische Bunker.

Seit dem vergangenen November erinnert die Gedenk- und Bildungssstätte an dieses dunkle Kapitel. Lernen aus der Vergangenheit bedeute, eigene Vorurteile zu hinterfragen, sagte Gedenkstätten-Leiter Martin Guse: „Und eben auch die stetige kritische Selbstreflexion zum Verhalten und den Verbrechen im Nationalsozialismus durch gesellschaftliche Institutionen wie die Polizei.“