Polens katholische Bischöfe wählen neuen Vorsitzenden

Zehn Jahre lang leitete Erzbischof Stanislaw Gadecki den polnischen Episkopat und bestimmte mit großer Autorität den Kurs der Kirche. Nun müssen Polens Bischöfe einen neuen Vorsitzenden küren. Einen Favoriten gibt es nicht.

Polens katholische Bischöfe müssen in dieser Woche einen neuen Vorsitzenden finden. Laut Statut darf Erzbischof Stanislaw Gadecki (74) nach zwei fünfjährigen Amtszeiten bei der zweitägigen Vollversammlung, die am Mittwoch in Warschau beginnt (13./14. März), nicht erneut gewählt werden. Der Ausgang der Abstimmung gilt als völlig offen. Polnische Beobachter räumen unter anderen den Erzbischöfen von Gnesen (Gniezno) und Lublin, Wojciech Polak (59) und Stanislaw Budzik (71), Chancen auf den Vorsitz ein.

Auch für Gadeckis Stellvertreter an der Spitze der Bischofskonferenz, den Krakauer Erzbischof Marek Jedraszewski (74), braucht es einen Nachfolger; er muss ebenfalls nach zwei Amtszeiten aufhören. Polens Bischofskonferenz gehört mit 146 Mitgliedern zu den größten in Europa.

Im Mittelpunkt der Vollversammlung stehen nach Angaben der Bischofskonferenz zudem die Zukunft des katholischen Religionsunterrichts an Schulen sowie eine Reform der Kirchenfinanzierung. Die neue Mitte-Links-Regierung pocht auf eine striktere Trennung von Staat und Kirche. In Zukunft sollen Steuerzahler einen bestimmten Teil ihrer Abgaben direkt einer Religionsgemeinschaft widmen können. Im Gegenzug sollen Staatsgelder für Sozialversicherungen von Geistlichen gestrichen werden. Auch eine Reduzierung des Religionsunterrichts ist im Gespräch.

Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Weihbischof Artur Mizinski, wies darauf hin, dass der Termin der Vollversammlung kein Zufall sei. „Er steht in Zusammenhang mit dem elften Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus zum Oberhaupt der katholischen Kirche“, sagte er. Aus diesem Anlass feiern die Bischöfe am Mittwoch mit dem Papstbotschafter in Polen, Erzbischof Antonio Filipazzi, eine Messe.

Gadecki war von 2004 an zehn Jahre lang Vizevorsitzender des Episkopats, bevor er den Vorsitz übernahm. Anerkennung erwarb er sich unter anderem für den Dialog mit dem Judentum. Auf Initiative Gadeckis begeht Polens Kirche seit 1998 jedes Jahr den „Tag des Judaismus“.

Am 19. Oktober 1949 in Strzelno geboren, trat Gadecki schon mit 17 Jahren ins Priesterseminar im nahe gelegenen Gnesen ein. In Rom und Jerusalem studierte er Theologie und schloss mit einer Promotion ab. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) ernannte ihn 1992 zum Weihbischof in seiner westpolnischen Heimatdiözese Gnesen; seit 2002 ist er Erzbischof von Posen (Poznan). Nach der Katholikenzahl gehört das Erzbistum zu den größten in Polen.