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Polen-Institut will Erinnerung an Zwangsarbeiter wachhalten

Das Deutsche Polen-Institut erinnert mit einer Serie regionaler Wanderausstellungen an das Schicksal polnischer Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges. Die erste derartige Schau unter dem Titel „Lebenszeichen“ wurde am Mittwochabend in Bad Kreuznach eröffnet. Sie ist den Polinnen und Polen gewidmet, die zur Zwangsarbeit in das heutige Rheinland-Pfalz oder das Saarland geschickt worden waren. Weitere regionale Projekte zur Geschichte der Zwangsarbeiter mit Bezügen zu Niedersachsen, Bremen und Hessen seien bereits in Arbeit, berichtete Projektleiterin Julia Röttjer.

„So gut wie jeder Deutsche kam regelmäßig mit ihnen in Kontakt“, sagte die Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Polen-Instituts. Die Gesamtzahl der in das heutige Rheinland-Pfalz verbrachten Zwangsarbeiter schätzt Röttjer auf mehrere Hunderttausend. Allein in Ludwigshafen seien 50.000 Zivilisten aus den von Deutschland überfallenen Ländern eingesetzt worden.

Für polnische Zwangsarbeiter galten dabei wesentlich strengere Einschränkungen als für Menschen aus Westeuropa. Die sogenannten „Polen-Erlasse“ von 1940 legten fest, dass polnische Arbeiterinnen und Arbeiter ein gut sichtbares „Polenabzeichen“ an der Kleidung tragen mussten und auf ihren ohnehin geringen Lohn eine Sondersteuer zu zahlen hatten. Die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrrädern war ihnen ebenso untersagt wie private Kontakte zur einheimischen Bevölkerung oder der Kirchenbesuch. Zahlreiche Hinrichtungen polnischer Männer wegen verbotener Liebesbeziehungen zu deutschen Frauen sind dokumentiert, auch aus dem heutigen Rheinland-Pfalz. Lediglich sogenannte Ostarbeiter aus der Sowjetunion und Juden wurden noch schlechter behandelt.

Besonderer Bestandteil der Ausstellung zu Rheinland-Pfalz und dem Saarland ist eine umfangreiche Sammlung von Briefen und Postkarten an den Oberschlesier Stanislaw Jakubczyk. Er war in Kriegsgefangenschaft geraten und auf einen Bauernhof bei Bad Kreuznach geschickt worden. Aus dem in den ersten Kriegsjahren zulässigen intensiven Briefwechsel gehen sowohl die enorme Belastung der betroffenen Familien hervor, als auch der Umstand, dass es einigen Zwangsarbeitern möglich war, Geld oder Geschenke per Post in die Heimat zu schicken.