Der Direktor des Diakoniewissenschaftlichen Instituts der Universität Heidelberg, Johannes Eurich, hat die Pionierleistung von „Haus am Berg“ im Landkreis Reutlingen gewürdigt. Das vor mehr als 70 Jahren gegründete Werk habe sich für „Menschen auf der Schattenseite“ engagiert und hohe Anerkennung in Fachkreisen erlangt, sagte Eurich am Freitag in Bad Urach bei der Vorstellung eines Buchs zur Geschichte von „Haus am Berg“. Das Werk hatte vor der Fusion mit der BruderhausDiakonie vor zwanzig Jahren rund 1.000 Mitarbeiter, die sich um 1.500 Menschen kümmerten – vor allem in den Bereichen Alten-, Jugend- und Behindertenhilfe sowie um psychisch Kranke.
Eurich erinnerte an die pietistischen Wurzeln des Gründers Paul Stäbler. Dieser habe im Ersten Weltkrieg ein Gelübde abgelegt, sein Leben dem christlichen Dienst zu widmen, wenn er gesund vom Schlachtfeld zurückkomme. Später habe er dann als Landwirt ein soziales Werk aufgebaut – das wäre heute unvorstellbar, sagte der Institutsdirektor.
Verfasserin der historischen Schrift ist die Diakoniewissenschaftlerin Teresa Kaya, die an der Präsentation allerdings nicht teilnehmen konnte. Das Buch schildert auf 110 Seiten die Lebensgeschichte von Paul Stäbler und den Aufbau und Ausbau des Werks bis hin zur Fusion mit der BruderhausDiakonie 2004.
Die Autorin zeigt dabei den innovativen Charakter von „Haus am Berg“ auf. Zu einer Zeit, als die meisten sozialen Werke noch eher als Stiftung organisiert wurden, entschieden sich die Gründer 1952 für eine gemeinnützige GmbH. Mit Einrichtungen für psychisch schwer Erkrankte etwa im Landheim Buttenhausen im Kreis Reutlingen entlastete die Organisation die staatliche Gesundheitsversorgung, weil dadurch Menschen unter anderem aus geschlossenen Anstalten psychiatrischer Kliniken entlassen werden konnten. (0255/02.02.2024)