Pilgerpastor: Pilgerbewegung hat Corona gut bewältigt

Natürlich hat die Pandemie auch das Pilgern beeinträchtigt. Doch die Branche wusste sich zu helfen, sagt der Hamburger Pilgerpastor Bernd Lohse. Gefragt waren Ziele vor der eigenen Haustür.

Im Sommer 2019 machte Pilgerpastor Bernd Lohse sich mit einer Gruppe im Hamburger Stadtpark auf den Weg
Im Sommer 2019 machte Pilgerpastor Bernd Lohse sich mit einer Gruppe im Hamburger Stadtpark auf den WegTimo Teggatz

Hamburg. Die Pilgerbewegung hat die Corona-Pandemie nach Beobachtungen des Hamburger Pilgerpastors Bernd Lohse weitgehend gut überstanden. Viele Menschen hätten sich im Lockdown Pilgerwege in ihrer näheren Umgebung gesucht, sagte Lohse dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für die kommende Saison seien aber wieder Pilgerwege vor allem in Portugal und Spanien gefragt. Lohse und sein Team veranstalten am Sonnabend, 19. Februar, in Hamburg die bundesweit größte Pilgermesse. Lohse ist seit 2009 Pilgerpastor an der Hauptkirche St. Jacobi.

Er sei überrascht gewesen, wie viele kreative Ideen sich im Lockdown entwickelt hätten, sagte Lohse. Beim „Samstagspilgern“ im Kirchenkreis Ostholstein etwa hätten die Beteiligten per Mail einen geistlichen Impuls erhalten, wären dann einzeln gelaufen, um sich am Abend per Mail oder Video untereinander über ihre Erfahrungen auszutauschen. Gefragt seien auch Pilgerwege, bei denen eine Übernachtung zuhause möglich ist. Im Norden seien dies vor allem der Weg Lübeck-Hamburg und der Jakobsweg durch die Lüneburger Heide gewesen.

Im Inneren verunsichert

Er habe während des Lockdowns ein starkes Bedürfnis nach Pilgerwanderungen erlebt, erklärte der Pilgerpastor. Viele Menschen seien durch Lockdown, Arbeitsplatzverlust oder Krankheit im Inneren stark verunsichert worden. „Sie suchen einen Weg, um wieder Klarheit zu gewinnen.“ Es sei zudem eine der wenigen Möglichkeiten gewesen, andere Menschen zu treffen.

Ja, wo lang denn nun? Pilger freuen sich auf das Ende der Pandemie
Ja, wo lang denn nun? Pilger freuen sich auf das Ende der PandemieAngelika Osthues / epd

Der Trend hin zu regionalen Pilgerwegen hat sich offenbar auch in anderen Ländern gezeigt. Der norwegische Olavsweg nach Trondheim etwa sei 2021 zu 95 Prozent von Norwegern genutzt worden. In den Jahren zuvor seien dagegen 60 Prozent der Pilger aus Deutschland gekommen.

Die Pilgerherbergen der Kirchengemeinden und Initiativen hätten die Pandemie in der Regel gut überstanden, so Lohse. Schwieriger sei es dagegen für die Hotels, Pensionen und Gaststätten an den Pilgerstrecken.


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Die Gespräche im Pilgerbüro und die Anfragen nach Pilgerpässen zeigten ein großes Bedürfnis, jetzt auch wieder europäische Pilgerwege zu nutzen, so Lohse. „Da wird schon kräftig mit den Wanderstiefeln geschrammelt.“ Vor allem der Camino Portugues von Porto nach Santiago de Compostela sei stark gefragt, zumal die Regierung dort viel Geld in Beschilderung und Wege investiert hat.

Die Pilger-Branche selbst ist nach Einschätzung des Pilgerpastors noch etwas zwiegespalten. Einige seien noch vorsichtig, andere brächten schon neue Ideen auf den Markt. Für die anstehende Pilgermesse haben sich 36 Aussteller angemeldet, davon viele aus Skandinavien und Bayern. NDR-Moderatorin Heike Götz („Landpartie“) stellt ihr neues Pilgerbuch zur „Via Baltica“ vor. Weil es mehr Anmeldungen gab als geplant, findet die Pilgermesse erstmals in den beiden Hauptkirchen St. Jacobi und St. Petri statt. Erwartet werden mehrere tausend Pilgerinnen und Pilger. Im vorigen Jahr fiel sie pandemiebedingt aus. Für den Messebesuch ist eine Anmeldung notwendig. (epd)