“Picasso, der Fremde” – Ausstellung in Mailand
Picasso, das Universalgenie, das einen toxischen Umgang mit Frauen pflegte, aber dennoch entscheidenden Einfluss nicht nur auf die Kunstwelt hatte: Über den Künstler scheint alles gesagt – oder?
Zum 50. Todestag von Pablo Picasso im vergangenen Jahr waren weltweit umfassende Ausstellungen über den Ausnahmekünstler zu sehen. Das Museum Palazzo Reale in Mailand wagt nun mit der Schau “Picasso, der Fremde” nach eigenen Angaben eine mutige Neuinterpretation des Künstlers, die drängende Fragen der Gegenwart thematisiere. Von 20. September bis 5. Februar 2025 werden dort mehr als 90 Werke des Künstlers sowie Dokumente, Fotografien, Briefe und Videos präsentiert.
Picasso (1881-1973) hat wie kein anderer Künstler Debatten, Kontroversen und Leidenschaften entfacht. Weniger bekannt ist, mit welchen Hindernissen das junge Genie konfrontiert war, als er im Jahr 1900 in Paris ankam, ohne ein Wort Französisch zu sprechen, so das Museum. 1901 wurde er irrtümlich als Anarchist registriert und unter besondere Überwachung gestellt. 1904 ließ er sich in Paris nieder, wo er sich als Anführer der kubistischen Avantgarde etablierte.
Während des Spanischen Bürgerkriegs schuf der in Malaga geborene Künstler das riesige Gemälde “Guernica”, das zum universellen Symbol des antifaschistischen Widerstands werden sollte. Angesichts der drohenden Nazi-Invasion in Frankreich beschloss Picasso 1940, einen Antrag auf Einbürgerung zu stellen, der jedoch abgelehnt wurde. Die Ausstellung will unter anderem Antworten auf die Frage geben, wie es dem Künstler gelang, in einem von großen politischen Turbulenzen geprägten Jahrhundert und in einer von Nationalismen aller Art zerrissenen Welt seine ästhetischen Revolutionen durchzusetzen.