Physiker sieht Sternenhimmel in Gefahr – von unten und von oben
Mitte August lassen sich besonders viele Sternschnuppen beobachten. Ein Astronom wünscht sich auch zu anderen Zeiten mehr Aufmerksamkeit für den Sternenhimmel – denn der ist alles andere als selbstverständlich.
Manuel Philipp (50), Astronom, Physiker und Initiator des Sternenparks auf der bayerischen Winklmoos-Alm, beobachtet eine große Sehnsucht nach “Natur pur”. Viele Menschen liebten es etwa, Ausschau nach Sternschnuppen zu halten. Dafür stehen die Chancen um den 12. August herum besonders gut: Dann kreuzt die Erde wieder die Bahn des Kometen 109P/Swift-Tuttle und rast dabei in die winzig kleinen Trümmer, die der Komet auf seiner Bahn um die Sonne hinter sich gelassen hat. Das Material tritt in die Erdatmosphäre ein, verglüht und lässt die Luft aufleuchten.
Das Interesse an den sogenannten Perseiden oder auch Laurentiustränen sei riesengroß, sagte Philipp der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er habe den Eindruck, dass die Wünsche, die viele beim Anblick einer Sternschnuppe formulieren, weniger oberflächlich werden, dass sich die Menschen konkrete, “bodenständige” Dinge wünschen. “Und offenbar steckt eine Hoffnung darauf tief in uns, dass es wirklich gelingen könnte.”
Auch deshalb warnt der Experte vor Gefahren für den Sternenhimmel: “Es macht etwas mit uns, wenn wir die Sterne nicht mehr sehen.” Dieser Naturraum sei schon lange und immer noch mehr durch Lichtverschmutzung gefährdet; damit gemeint ist die dauerhafte Abwesenheit völliger Dunkelheit durch zu viel künstliches Licht. “Dabei sind die Sterne weit mehr als irgendein Gefunkel am Himmel.”
Philipp sieht zudem eine Gefahr “von oben”, konkret durch Starlink-Satelliten, mit denen Unternehmer Elon Musk die weltweite Internet-Abdeckung übernehmen will. Sie lenkten das Sonnenlicht um, wodurch Astronomen etwa Asteroiden schlechter erkennen könnten, die auf die Erde zuflögen.
Philipp fordert eine breite Debatte über die Frage, wem der “Himmelanblick” gehöre. Es brauche konkrete Regulierung, aber auch ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung. Zu letzterem könne etwa der bevorstehende Sternschnuppen-Regen durchaus beitragen. “Wieder staunen zu können und Demut zu empfinden – das lässt sich durchaus trainieren”, so der Physiker. Mit Demut meine er keineswegs, dass jemand sich selbst als nichtig betrachte, “sondern ein Bewusstsein dafür, welches Wunder es ist, dass wir existieren, dass wir den Himmel betrachten und über ihn nachdenken können”.