„Behinderte Cartoons“: Zeichner Phil Hubbe bringt alle zum Lachen

Er zeichnet Menschen mit Behinderungen in vertrackten Situationen. Und hat inzwischen eine riesige Fangemeinde. Wie wichtig Humor in schwierigen Momenten ist, weiß Phil Hubbe aus eigener Erfahrung.

Phil Hubbe aus Magdeburg zeichnet "behinderte Cartoons"
Phil Hubbe aus Magdeburg zeichnet "behinderte Cartoons"Privat

Ein besonders schönes Kompliment bekam er einmal von der Frau eines MS-Patienten: Zum ersten Mal habe ihr Mann über seine Erkrankung lachen können, nachdem er einen Cartoon von ihm gesehen habe, erzählt der Magdeburger Phil Hubbe. Der 58-Jährige hat in den 90er Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht: Mit spitzer Feder zeichnet er seitdem Cartoons, auch von Menschen mit Behinderungen. Und das, obwohl ein Arzt kurz zuvor MS, Multiple Sklerose, bei ihm diagnostiziert hatte und ihm davon abriet. Es könne sein, dass auch seine Hände in Kürze betroffen seien und er sie nur eingeschränkt benutzen könne, hieß es.

Seine Hände sind nicht betroffen. Und er sitzt auch nicht im Rollstuhl, wie viele vermuten, die ihn anrufen. Lange Wegstrecken sind ein Problem, und er muss an einem Arbeitstag immer mal wieder Pausen einlegen – was er sich als freier Zeichner entsprechend einteilen kann. So zeichnet Hubbe politische Cartoons für Tageszeitungen und Fußball-Cartoons für den „Kicker“. Im deutschen Raum wohl einzigartig: Er stellt Menschen mit Behinderungen in vertrackten Situationen dar – über die vor allem Betroffene herzhaft lachen können. Seit inzwischen 20 Jahren veröffentlicht er immer wieder einen neuen Band mit dem Titel „Behinderte Cartoons“.

„Darum geht’s in den behinderten Cartoons“

Dabei entlarvt er auch die Unzulänglichkeiten von nicht behinderten Mitmenschen. So erkundigt sich in einem Cartoon eine ältere Frau bei dem Begleiter eines Rollstuhlfahrers nach dessen Befinden. Der Gemeinte brüllt ihr mit einem Megafon entgegen: „Gut! Wenn Sie mich so indirekt fragen“. Oder: Ein Krankenpfleger hievt eine gehbehinderte Frau wie einen Kartoffelsack aus dem Rollstuhl ins Bett und gibt dabei voller Stolz damit an, dass er früher auf dem Bauernhof seiner Eltern immer die Kartoffelsäcke geschleppt habe.

Cartoon Phil Hubbe

Da sind aber auch zwei Menschen mit Sehbehinderungen, die aneinander vorbeilaufen; überschrieben ist der Cartoon mit „Blind Date“. Eines seiner eigenen Lieblingsbilder ist das von MS Rainer, der als Rollstuhlfahrer in einer Reihe von immer kleiner werdenden Motorschiffen – abgekürzt auch MS – steht und dessen „Abenteuer“ der Zeichner in einem eigenen Buch veröffentlichte.

Der Magdeburger kam durch die „Behinderten-Cartoons“ des US-Zeichners John Gallagher auf die Idee, Menschen mit Handicaps als Protagonisten zu zeigen. Von Freunden und Kollegen ermutigt, begann er mit ersten Zeichnungen. Die Ergebnisse schickte er Freunden mit Behinderungen zu, die begeistert waren. Nach einigen Anläufen fand er schließlich auch einen Verlag, der seine in Deutschland wohl einmaligen Zeichnungen unter dem Titel „Behinderte Cartoons“ veröffentlicht.

Hubbe ist mehrfach ausgezeichnet für seine Cartoons

Dabei zählen nicht nur Betroffene zu seinen Fans. Nicht selten hat der Vater einer erwachsenen Tochter die Erfahrung gemacht, dass diejenigen am meisten über seine Cartoons lachen können, die vergleichsweise schwere Behinderungen haben. „Humor tut da einfach gut“, so Hubbe.

Cartoon Phil Hubbe

Der Magdeburger ist inzwischen mehrfach ausgezeichnet worden und wird von Verbänden immer wieder für Cartoons oder ganze Ausstellungen angefragt, inzwischen auch in der Schweiz und Österreich. Auch auf Kirchentagen stand er Besuchern schon Rede und Antwort über seine Arbeit. Für Kinder hat er ein Malbuch über Kinder mit und ohne Behinderungen konzipiert. Titel: „Mal anders“.

In Hubbes Jubiläumsband „Behinderte Cartoons“ würdigt der Aktivist Raul Krauthausen in einem Vorwort die Verdienste des Zeichners für die Inklusion. Und er beschreibt dazu einen weiteren Cartoon von Hubbe: Eine Frau steht vor einem Mann im Rollstuhl und einer Frau mit Blindenstock und Sonnenbrille. Sie fragt: „Behinderte oder Menschen mit Behinderung. Wie nennt ihr euch denn selber?“ „Rainer“, sagte der Rollstuhlfahrer. „Und ich bin die Sabine“, ergänzt die Frau mit dem Stock.

Buch-Tipp
Vorsicht, Stufe! 20 Jahre Behinderte Cartoons. Farbig illustriert, gebunden , 123 Seiten
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