Pfingsten: Leitende Geistliche werben für Offenheit

In den Gottesdiensten zum Pfingstsonntag haben sich leitende Geistliche in Hessen und Rheinland-Pfalz angesichts aktueller Krisen für eine Offenheit für neue Entwicklungen ausgesprochen. Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, sagte, Pfingsten erfülle nicht die Hoffnung, dass alles wieder so wie früher werde. Der katholische Fuldaer Bischof Michael Gerber sagte, es komme darauf an, sich neu auszurichten.

Gerber nannte Rückzugstendenzen und Frustrationen verständlich. Doch angesichts vieler Konfliktsituationen komme es auf eine „Unterscheidung der Geister“ in der Frage an, welchen Weg man einschlägt: Abschottung, Frust und Rückzug oder den einer „Offenheit dafür, dass der Herr mich und uns in eine neue Dynamik des Miteinanders führen wird.“

Hofmann sagte, an Pfingsten feiere die Kirche Gottes Geisteskraft, die müden Herzen und niedergeschlagenen, mutlosen Jüngerinnen und Jüngern neue Energie gibt, sie begeistert und inspiriert.” Wenn Gemeinden in Kooperationsräumen zusammenrückten und neue Ideen entstünden, werde dies anders sein als zuvor. Neu werden bedeute, Vertrautes loszulassen, im Arbeiten auf Gottes Wort zu hören und dabei auf die Kraft des Geistes zu vertrauen.

Der katholische Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, sprach von drei „Anschüben“, die der Heilige Geist den Menschen gebe. Diese Anschübe seien die Ehrfurcht vor dem Leben, die Solidarität mit allen Menschen und die Freiheit. Ehrfurcht vor dem Leben bedeute, das Leben vom Anfang bis zum Ende zu bejahen, auch das ungeborene Leben. Solidarität müsse man erkämpfen „gegen alle engstirnigen Abschottungen und kleingeistigen Ideologien, die sich immer wieder der Ängste der Menschen bedienen“. Die Freiheit schließlich sei dem Christentum von Anfang an eigen gewesen.

Für den rheinischen Präses Thorsten Latzel geht es an Pfingsten um die Auferstehung mitten im Leben. „Das Pfingstfest hilft mir, an Wunder zu glauben. Das Wunder, dass unsere Welt anders werden kann“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland in der evangelischen Stadtkirche in Waldbröl. Pfingsten sei ein Powerfest, „Pfingsten – das ist Inspiration, Geisteskraft, Empowerment, Leidenschaft, Aufbruch, Energie, Trotzkraft, Hoffnung, Zuversicht“.

Bei der Auferstehung gehe es gedanklich meist um die Zeit nach dem Tod, darum, dass dieser nicht das letzte Wort behalte, sagte Latzel weiter. „Oft fällt es dagegen viel schwerer, an die Auferstehung im Hier und Jetzt zu glauben, in meinem Leben, in unserer Gesellschaft.“ Genau dieser Glaube sei aber an Pfingsten zentral.