Pfarrer verkauft Kirche über Kleinanzeige: „Sehr schmerzhaft“

Katholikenschwund und finanzielle Gründe stehen im Hintergrund: Per Kleinanzeige wurde nun eine Kirche im Bistum Fulda samt Nebengebäuden für 395.000 Euro zum Verkauf angeboten. Es gibt zahlreiche Interessenten.

Als notwendigen, aber „brutalen“ Schritt sieht ein Pfarrer des Bistums Fulda sein Vorgehen an, eine Kirche per Kleinanzeige zum Verkauf anzubieten. Eine Profanierung wäre „sehr, sehr schmerzhaft“, sagte Pfarrer Andreas Schweimer, Dechant für Eschwege-Bad Hersfeld, in einem Interview des Kölner Portals domradio.de (Donnerstag). Er hat eine Kleinanzeige geschaltet, um eine komplette Kirche im nordhessischen Rotenburg-Lispenhausen samt Nebengebäuden für fast 400.000 Euro zu verkaufen.

„Kirche mit Pfarrhaus und Kloster in Lispenhausen 395.000 € VB“, heißt es in der Online-Anzeige. In die 1963 gebaute Kirche „Zur schmerzhaften Mutter Gottes“ gingen nur noch wenige Menschen, sagte der Pfarrer. Es seien in dem Diasporagebiet nur noch etwa zehn Prozent der Bevölkerung katholisch, von denen nur sechs Prozent regelmäßig den Gottesdienst besuchten. „Der Verkauf dieser Kirche ist für mich ein Symbol für den Rückgang des Glaubens“, so Schweimer.

Für den Verkauf gebe es aber auch finanzielle Gründe. „Die Kirche ist zwar recht klein, aber sie steht auf einem größeren Anwesen und ist Teil eines Ensembles aus Kirche, kleinem Klösterchen und einem Wohnhaus“, sagte der Pfarrer. In dem kleinen Kloster hätten fast 39 Jahre lang Schwestern gewohnt. „Es ist einfach sehr teuer, so ein großes Anwesen finanziell zu unterhalten.“

Das Angebot über ein Kleinanzeigenportal verteidigt Schweimer: „Über Kleinanzeigen erreicht man die Leute aus der Region besser. Es hat den Vorteil, dass viele davon mitbekommen und man spart sich die nicht unerheblichen Maklerkosten.“ Bisher gebe es 18 Interessenten. „Es wird auch schon mit drei bis fünf Interessenten konkreter.“

Zur Frage der Nachnutzung sagte der Pfarrer, am besten wäre eine Nutzung durch eine andere christliche Glaubensgemeinschaft wie orthodoxe, evangelische oder anglikanische Christen. Es habe sogar mehrere Anfragen von orthodoxen Gemeinden gegeben, „die uns interessanterweise zurückgemeldet haben, dass die Kirche zu klein sei“. Es gebe aber auch Anfragen für eine Praxis für Physiotherapie, für Kinderbetreuung, ein Atelier, einen Ausstellungsraum oder die Nutzung des Ensembles als Wohnmöglichkeit für mehrere Generationen.