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Pfarrer und Journalist Wolfgang Thielmann und seine Enten-Liebe

Der Bonner Journalist und evangelische Pfarrer Wolfgang Thielmann (69) fährt seit 20 Jahren Ente – und er hat auch nicht vor, das zu ändern, wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in seiner Liebeserklärung verrät:

“Meine Ente habe ich mir 2003 gekauft, weil ich einen alltagstauglichen Oldtimer haben wollte. Damals war sie erst 17 Jahre alt. Lange bin ich mit ihr fast täglich zur Arbeit gefahren und sonntags zu Familienausflügen.

Die Ente nimmt einem nichts ab, was man selber machen kann. Man kann selber auf den Lichtschalter aufpassen. Oder den Blinker zurückstellen. Es gibt nur einen Luxus: Wenn man den Scheibenwischer abschaltet, bleibt er nicht stehen, sondern fährt in die Ausgangsstellung zurück. Was es nicht gibt, macht das Auto simpel. Etwa die manuelle Zentralverriegelung: Einmal um den Wagen laufen, die hinteren Türen von innen verriegeln, die vorderen mit dem Schlüssel abschließen.

Ist die Batterie leer, kann man die Ente auch ankurbeln. Man sollte aber wissen, wie man die Kurbel anfasst: nämlich mit Daumen und Finger auf der gleichen Seite. Sonst erleidet man schnell einen sogenannten Chauffeursbruch am Daumen, wenn die Kurbel nach dem Anspringen zuerst mit der Kurbelwelle mitläuft. So tradiert sich Vorkriegswissen!

Die genial einfache Federung ist noch immer so weich wie bei Produktionsbeginn. Eier transportieren ist nach wie vor kein Problem. Die hintere Bank und der rechte Sitz sind in wenigen Minuten ausgebaut. Dann kann ich sperrige Lasten transportieren, solange sie durch die Tür gehen. Mein Mountainbike zum Beispiel lässt sich dann – ohne Vorderrad – aufrecht durch die rechte Vordertür ins Auto schieben und mit zwei Sicherheitsgurten anschnallen.

Die Frischluft kommt direkt von draußen durch eine Klappe unter der Frontscheibe, die man per Drehgriff mit einem Schneckengetriebe dosiert. Im Sommer ist die Ente dank Rolldach auch nach mehreren Generationen das günstigste Cabrio. Im Winter gelangt die Luft durch Rohre nach innen. Vorher laufen sie am Auspuffkrümmer vorbei. Dadurch erwärmt sich die Luft dezent. Lange Winterfahrten fordern trotzdem dicke Handschuhe, eine wattierte Jacke und gerne auch Ohrenschützer.

Die Ökobilanz ist nach 37 Jahren Einsatz unschlagbar. Kollegen (von der FAZ) haben überdies vor Jahren ausgerechnet, dass die Ente der wirtschaftlichste Oldtimer ist. Selbst mit regelmäßigem Gebrauch, Werkstatt, Steuer und Versicherung legt sie pro Jahr um 5 Prozent an Wert zu. Das glaube ich gern, weil ich es glauben will. Es auszuprobieren und die Ente hergeben – niemals!”