Pfarrer Schießler erzählt Geschichten zum Fest aller Feste

Auf mehrere Bestseller hat es der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler schon gebracht. Da war es Zeit, auch ein Advents- und Weihnachtsbuch auf den Markt zu bringen. Gesagt sei vorab: eines, das sich wirklich lohnt.

Was der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler beherrscht, ist das Erzählen von Geschichten. Ob als Prediger oder Gast in TV- und Hörfunksendungen – der Geistliche weiß, wie man die Menschen zum Zuhören bewegen kann. “Der Mensch ist ein Erzählender, das unterscheidet ihn grundlegend vom ganzen Rest der Schöpfung, in der wir leben”, lautet sein Credo. Das gelte gerade für den Glauben und die Weitergabe religiöser Überzeugungen und Traditionen.

In der Advents- und Weihnachtszeit werde dies besonders deutlich. So hat der weit über die bayerische Landeshauptstadt hinaus bekannte Seelsorger, der dort seit 1993 in der Pfarrei Sankt Maximilian wirkt, nun seine schönsten Geschichten zum Fest aller Feste vorgelegt. “Ja, es ist Weihnachten!” lautet der Titel des im Kösel-Verlag erschienenen Buchs. Auf 240 Seiten lädt er die Leserinnen und Leser ein, ihn durch die Dezembertage hin zu Heiligabend zu begleiten. Bei Adventskalendern ist mit Türchen 24 Schluss. Bei Schießler gibt es eine Zugabe bis zum Jahreswechsel inklusive Dreikönigstag und Fest der Taufe Jesu.

Gewidmet hat der 64-Jährige das Werk seinen “lieben Eltern und allen, die mir so liebevolle Weihnachten beschert haben”. Der Zauber der Advents- und Weihnachtszeit mag heute beschworen werden, Schießler und sein Bruder haben ihn im Elternhaus erlebt. In einer für “heutige Verhältnisse bescheidenen, überschaubaren Dreizimmerwohnung im Münchener Stadtteil Laim” wuchs er auf. Es genügte bei sparsamem Haushalten das eine Gehalt des Vaters, eines Postbeamten im höheren Dienst, um die Familie zu ernähren.

Als größten Reichtum bezeichnet der Pfarrer, “dass wir nie alleine waren”. Die Mutter sei immer da gewesen, angefangen beim morgendlichen Aufstehen und In-den-Tag-starten. Mit einem Kreuzzeichen auf die Stirn mit Weihwasser habe sie die Kinder verabschiedet, wenn diese das Haus verließen, und sie mittags wieder empfangen, wenn sie von der Schule heimkehrten. Vor allem aber habe die Mutter mit ihrer liebevollen Art, ohne jede Spur von Fanatismus, für die religiöse Prägung gesorgt. “Wir durften das Leben und den Glauben feiern, den Jahresablauf und die christlichen Feste erleben.” Dazu gehörte etwa abends, im Bett mit Vater und Mutter zu beten.

Wenn die Tage kürzer, die Nächte länger wurden, stand der selbstgebundene Adventskranz mit den roten Kerzen am Tisch, wie sich Schießler erinnert. Am Küchenschrank hing der Adventskalender – “selbstverständlich noch ohne Schokolade”; ansonsten bestand der Schmuck aus Tannengrün, roten Schleifen und Kerzen. Nur in dieser Zeit habe es intensiv nach Gebäck und milden Gewürzen in der Wohnung geduftet. Dazu sei das Zischen und Knistern des trockenen Holzes im Ofen gekommen, das für eine wohlige Atmosphäre gesorgt habe.

“In diesem Moment wusste ich schon längst, was Weihnachten bedeutet: dass niemand allein sein wird, der Herrgott immer bei uns ist, uns behütet, beschützt und bewahrt”, notiert der Priester. Seine Mutter habe kein katechetisches Handbuch gebraucht, um den Kindern diese Wahrheit nahe zu bringen. Natürlich vergisst Schießler nicht von den Heiligen zu berichten, von Barbara (4. Dezember), Nikolaus (6. Dezember) oder Lucia (13. Dezember). Er schildert, wie er frühmorgens im Rorateamt als Messdiener am Altar stand und welche Aufregung es beim Hirtenspiel war, als Josef eine umschwärmte Maria im Arm halten zu dürfen.

Beim Backen durften die Brüder mithelfen, erinnert sich Schießler. Die Plätzchen aber seien bis Heiligabend in eine Metallschachtel gewandert. Erst dann habe genascht werden dürfen. Getreu des Jesaia-Wortes, dass wenn der Messias komme, die Flüsse Milch und Honig führten und ein Festmahl stattfinden werde.

Schießler schwelgt nicht nur in der Vergangenheit. Neben Geschichten zum Schmunzeln erzählt er solche, die zum Nachdenken einladen. Es lohnt sich, jeden Tag eine von diesen zu lesen. Keine Zeit? Selber schuld, denn den Weihnachtsstress machten sich die Menschen selbst, so der Autor.

Nur weil Weihnachten sei, hörten leider die vielen Kriege in der Welt nicht auf. Das weiß auch der Pfarrer. Dennoch halte Weihnachten dagegen. Hass und Vergeltung, Lüge und Verleumdung, Gewalt, Schuld und Resignation könnten überwunden werden durch gegenseitige Vergebung. Inmitten aller Widrigkeiten setze Gott auf etwas ganz Besonderes, das Menschen verwandeln könne – “Ein kleines Kind, das uns heilen und zu neuen Menschen machen kann” Sein Rat: “Mach’s wie Gott, werde Mensch!”