Pfarrei in Lyon beherbergt mehr als 70 jugendliche Migranten

Die humanitäre Geste einer Pfarrei beschäftigt Frankreichs Medien: In einer Kirche in Lyon haben mehr als 70 jugendliche Migranten Aufnahme und einen Schlafplatz gefunden. Wie französische Zeitungen berichten, können sie nach mehreren Monaten auf der Straße seit 8. Dezember in der Kirche des Allerheiligsten Sakraments (Saint-Sacrement) übernachten. Tagsüber brächten die jungen Migranten keine Matratzen mit, sondern blieben mit ihren persönlichen Gegenständen in den Zelten auf dem Platz vor der Kirche. In dem Gotteshaus fänden sie aber Schutz vor Kälte und Regen.

Zumeist handele es sich bei den Minderjährigen um Migranten aus Guinea-Conakry in einem rechtlichen Schwebezustand. Ohne ein offizielles Dokument, etwa eine Original-Geburtsurkunde, oder ein richterliches Urteil übernehme keine Behörde die Verantwortung für sie, heißt es. Französische Medien berichten von zerrissenen Schuhen und Kleidung.

Als die Jugendlichen während eines Gottesdienstes hineingekommen seien, habe Pfarrer Renaud De Kemadec nicht die Polizei gerufen. „Der Priester begrüßte uns und nahm sich die Zeit, uns zuzuhören. Ich fühlte mich respektiert; das hat mir gut getan“, wird ein 16-jähriger Muslim zitiert, der nach eigener Aussage seit fünf Monaten auf das Original seiner Geburtsurkunde wartet. Weiter sagte er: „Es ist nicht perfekt, aber besser als draußen. Ich kann schlafen.“

Auch der Erzbischof von Lyon, Olivier de Germay, kam laut den Berichten spät abends nach der traditionellen Lyoner Lichterprozession am katholischen Festtag Mariä Empfängnis (8. Dezember) noch in die Pfarrei, um mit den Jugendlichen zu sprechen. Wie es heißt, arbeiten Stadt, Pfarrei und Bistum derzeit zusammen, um eine Unterbringungslösung zu finden.

Die Aufnahme beziehungsweise Beherbergung von Migranten in Kirchen ist kein Einzelfall. So war etwa die Brüsseler Kirche Saint-Jean-Baptiste-au-Beguinage wiederholt Auffangstelle für sogenannte Papierlose („Sans-Papiers“).