Pfälzer Kirche will junge Leute besser beteiligen

Die Evangelische Kirche der Pfalz will junge Menschen besser an der Gestaltung des kirchlichen Lebens beteiligen. Die Landessynode hob bei ihrer viertägigen Tagung in Bad Dürkheim die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit hervor. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst ermutigte zum Abschluss am Samstag zu einem grundlegenden Perspektivwechsel. Die Kirche wolle sich zukünftig konsequenter an den Bedürfnissen und Emotionen der Menschen ausrichten: „Wir wollen partizipativer sein, auf Menschen hören, agiler sein.“

Die Kirchenpräsidentin präsentierte Thesen, die die Synode für Reformen in ihrem mitgliederorientierten „Priorisierungsprozess“ erarbeitet hatten. Darin heißt es, dass Kirche eine wichtige Stütze für das Leben der Menschen sein und mit ihrer christlichen Botschaft erkennbar sein müsse. Wichtig sei es, Haltung zu zeigen, kirchliche Strukturen zu hinterfragen, besonders jungen Menschen mehr Mitwirkung zu ermöglichen und sich dem Thema sexualisierte Gewalt zu stellen.

Die Evangelische Jugend der Pfalz forderte an einem Schwerpunkttag zum Thema Jugend Maßnahmen für eine kinder- und jugendfreundlichere Kirche. Die Evangelische Landesjugendvertretung und eine Steuerungsgruppe legten den 57 Vertreterinnen und Vertretern der kirchlichen Volksvertretung dazu Thesen vor. Vier davon wurden in den Thesen-Kanon der Synode aufgenommen. In der Kirche sind demnach „Räume, Personal und Strukturen“ nötig, „die uns ermöglichen, zu einem eigenen Glauben zu finden, christliche Handlungsperspektiven für unser Leben zu entwickeln und Begleitung bei der Entwicklung zu einem gelingenden Leben zu finden“.

Gefordert werden „jugendgerechte Strukturen, in denen wir ernst genommen werden, und Kirche aus unserer Perspektive mitgestalten können“. Die Kirche müsse sich so weiterentwickeln, „dass junge Menschen überhaupt noch eine Zukunft für sich in ihr suchen und finden können“. Die Angebote der Evangelischen Jugend der Pfalz erreichen nach eigenen Angaben jährlich rund 28.600 Kinder und Jugendliche.

Der Missbrauchsskandal biete die Chance, „aufrichtiger, empathischer, sensibler und wahrhaftiger Kirche zu sein“, betonte Kirchenpräsidentin Wüst. Der Umgang mit sexualisierter Gewalt sei „ein Kernthema und ein Kernproblem kirchlichen Denkens, Handelns und Seins“, sagte Wüst. Sie ist auch Sprecherin der kirchlichen Beauftragten im Beteiligungsforum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Darin beraten Betroffene und Kirchenvertreter gemeinsam über die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und die Konsequenzen.

Über einen „Mitgliederrat“ will die Landeskirche die Erfahrungen und Wünsche von Kirchenmitgliedern in ihren bis auf das Jahr 2035 angelegten Reformprozess einbringen. Zudem beschloss die Synode ein Seelsorgekonzept, um Menschen in schwierigen Lebenslagen besser zu unterstützen.

Angesichts rückgängiger Mitgliederzahlen und schwindender Ressourcen bleibt die 443.000 Mitglieder zählende Pfälzer Kirche auf Sparkurs. Die Synode beschloss mit großer Mehrheit die mittelfristige Finanzplanung für die Jahre 2025 bis 2030. Die kommenden fünf Jahre seien geprägt von stagnierenden Kirchensteuereinnahmen und wachsenden Personalausgaben, sagte die Finanzdezernentin, Oberkirchenrätin Karin Kessel.