Per Satellit auf Luthers Spuren

Rätsel lösen, Koordinaten ausrechnen und los geht’s: Mit GPS-Geräten können Luther-Fans im Weserbergland eine digitale Schnitzeljagd starten – und Spuren der Reformation entdecken.

Steve Blohm mit seinen beiden Kindern Hanna (11) und Fabian (14) bei der digitalen Schatzsuche
Steve Blohm mit seinen beiden Kindern Hanna (11) und Fabian (14) bei der digitalen SchatzsucheCharlotte Morgenthal / epd

Holzminden. Der 69-jährige Adolf Meyer gibt geübt die Koordinaten in sein GPS-Gerät ein. "Kloster" steht als Zielpunkt im Display. Das Gerät führt Meyer per Satellit-Signal zur nahe gelegenen Klosterkirche im niedersächsischen Bodenwerder. Dort liegt an der Seitenmauer ein Versteck, das der Geocacher geschaffen hat. Ehrenamtliche aus dem evangelischen Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder haben unter dem Titel "Luther 2017" eine moderne Schatzsuche im Weserbergland erstellt. Die Tour führt auf den Spuren des Reformators Martin Luther (1483-1546) zu fünf geschichtsträchtigen Orten.
Zu der vor rund einem halben Jahr gestarteten Aktion kommen mittlerweile Geocacher aus ganz Deutschland, berichtet der evangelische Pastor Christian Bode. Digitale Schatzsucher aus dem westfälischen Köln oder dem thüringischen Jena waren bereits da. "Das Luther-Geocaching verbreitet sich mittlerweile schneller als die Reformation vor 500 Jahren", scherzt der 39-jährige Theologe, der in seiner Freizeit selbst gern auf die digitale Schatzsuche geht.

Wie Luther das Klosterleben kritisierte

Luther sei selbst nie in der Region gewesen, räumt Bode ein. Die fünfteilige Serie und die damit verbundenen Aufgaben und Rätsel vermittele den Hobby-Schatzsuchern daher eher grundlegende Themen der Reformation. Über ein speziell erstelltes Begleitheft erfahren die Geocacher beispielsweise beim historischen Kloster Amelungsborn, dass der Mönch Luther das klösterliche Leben kritisierte.
Rentner Meyer, einer der erfolgreichsten Geocacher der Region, hat eine mehr als 100 Jahre alte Luther-Eiche in Bodenwerder in sein Rätsel integriert. Die Tradition, an Jahrestagen der Reformation nach Martin Luther benannte Eichen zu pflanzen, reicht bis zur Legende der Wittenberger Luthereiche zurück. Am Zielort, der Klosterkirche, hat er eine neue Eiche in einen Blumenkübel gepflanzt. Langsam geht Meyer in die Knie und öffnet ein geheimes Versteck. Dann holt er eine Brotdose hervor, der unter den Experten sogenannte Cache. Daraus entnimmt er ein kleines Notizbuch, in das sich die erfolgreichen Schatzsucher eintragen. Meyer scheint zufrieden: "Mehr als 230 Geocacher waren schon da."
An der ausladenden historischen Eiche, nicht weit von Meyers Zielort entfernt, hat sich an diesem Tag Familie Blohm aus dem etwa 250 Kilometer entfernten Quickborn bei Hamburg auf die Luther-Schatzsuche begeben. Vater Steve Blohm hat das Handy mit Umgebungskarte gezückt. Seine beiden Kinder entziffern die Jahreszahlen, die auf einer Plakette an der historischen Eiche stehen. Der 14-jährige Fabian notiert eifrig die gesammelten Informationen in einem Block. Der Baum wurde einst zum 500-jährigen Bestehen der Kirche in Bodenwerder gepflanzt.

Luther-Münze als Belohnung

Die mit den Jahreszahlen im Kopf ausgerechneten Koordinaten werden schließlich in Papas Handy eingegeben. "Noch 360 Meter bis zum Ziel", ruft Fabian und rennt los. Es dauert nicht lange, bis der Junge und seine Schwester Hanna den Blumenkübel entdecken. In der Brotdose finden sie außerdem eine kleine Stanz-Zange. Mit dieser knipsen sie im Heft zur Luther-Serie jeweils eine kleine Ecke heraus. Das Symbol ist später ein Beweis, dass sie den jeweiligen Cache wirklich gefunden haben.
Als Belohnung für die erfolgreiche Suche aller fünf Caches winkt eine von insgesamt 500 limitierten sogenannten Luther-Coins, sagt Pastor Bode. Die glänzende Messing-Münze mit eingeprägter Luther-Rose wurde bisher etwa 350 Geocachern überreicht.
Auch Familie Blohm schafft es, innerhalb eines Tages alle fünf Verstecke zu finden und sich die begehrten Münzen abzuholen. Fast 100 Kilometer Wegstrecke haben sie mit dem Auto zwischen den unterschiedlichen Orten zurückgelegt. "Ich fand es toll, so viele Kirchen zu sehen", sagt Fabian. Seine Luther-Münze hütet er wie einen Schatz. Für die die Aufbewahrung will er demnächst eine eigene kleine Box anschaffen. (epd)