Pax Christi-Präsident Kohlgraf warnt vor europäischen Atomwaffen

Braucht Europa gemeinsame Atomwaffen? Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf jedenfalls macht sich deswegen Sorgen. Zudem fehlt ihm in der Diskussion um den Krieg in der Ukraine momentan eine entscheidende Perspektive.

Der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf hat vor gemeinsamen europäischen Atmowaffen gewarnt. Abschreckung durch Gegenrüsten funktioniere nur dann, wenn man auch dazu bereit sei, diese Waffen wirklich einzusetzen, sagte er am Freitag auf dem Katholikentag in Erfurt: “Wollen wir das wirklich? Bedenken wir die Folgen”.

Eine Verteidigung dürfe nicht mehr Schaden anrichten als die Bedrohung, auf die sie reagiere, sagte Kohlgraf, der auch Präsident der internationalen katholischen Friedensbewegung “Pax Christi” in Deutschland ist. Eine nukleare Abschreckung dürfe immer nur eine befristete legitime Möglichkeit sein, mit dem Auftrag, eine Friedensordnung zu gestalten. Dieser Gedanke scheine ihm derzeit völlig verschwunden zu sein.

Zudem werde aktuell zu wenig darüber gesprochen, was passiert, wenn der Krieg in der Ukraine zu Ende ist. “Haben wir eine Idee, wie eine Friedensordung nach diesem Konflikt aussehen kann?”, fragte Kohlgraf. Solch eine Zielperspektive zu liefern, sei auch Aufgabe einer christlichen Friedensbewegung.

Christen sollten Konflikte gewaltfrei austragen, so der Bischof weiter. Manchmal gebe es zwar auch zwischen ihnen einen schlechten Ton, aber Christen sollten Vorreiter einer guten, menschenwürdigen und anerkennenden Kommunikation sein.

Auf die Frage, ob der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill, der Putins Krieg unterstützt, ein Christ sei, sagte Kohlgraf: “Das muss der liebe Gott am Ende beurteilen.” Dass Religion für “politisch völlig verquere Ideen” instrumentalisiert werde, sei aber nichts Neues.