Artikel teilen:

Patriarchatsdirektor: Nahost von Frieden “weit entfernt”

Zerstörung, Vertreibung, Tote: Die Lage in Nahost beunruhigt viele. Trotzdem mangelt es an der Bereitschaft für ernsthaften Frieden, kritisiert der Generaldirektor des Lateinischen Patriarchats.

Im Heiligen Land mangelt es an der Bereitschaft, Probleme der Region anzugehen und einen ernsthaften Frieden anzustreben. Dieses Fazit zieht der Generaldirektors des Lateinischen Patriarchat in Jerusalem, Sami al-Yousef. Alle Parteien beanspruchten den Sieg für sich und sprächen “weiterhin von Zerstörung, Rache und Mord”, anstatt von Versöhnung, die die Region so dringend benötige, so al-Yousef in einem am Donnerstagabend veröffentlichten Beitrag auf der Patriarchatsseite.

Die Gegenwart sei geprägt durch den “seit über 21 Monaten andauernden Krieg in Gaza, dem nervenaufreibenden, zwölf Tage dauernden Krieg mit dem Iran sowie übermäßige Gewalt, Zerstörung und Reisebeschränkungen im Westjordanland”. Palästinenser werden nach al-Yousefs Worten “mit Grausamkeit entmenschlicht”, indem zu ihrer Aushungerung und Massenvertreibung aufgerufen werde. Jedoch seien nicht nur in Nahost, sondern weltweit ein “fast vollständiger Zusammenbruch von Recht und Ordnung zu beobachten.

Al-Yousef verwies auf die verheerenden Auswirkungen des Gazakriegs, der bisher mehr als 57.000 Todesopfer gefordert habe. Eine vollständige Zerstörung der Infrastruktur und von 92 Prozent aller Wohnhäuser habe zwei Millionen palästinensische Bewohner des Gazastreifens in die Flucht “von einer Sicherheitszone zur nächsten” getrieben, ohne die grundlegendsten Lebensbedürfnisse erfüllen zu können. Der Welt warf er vor, tatenlos zuzuschauen.

Im Schatten des Gaza- und des Irankriegs hat sich die Lage für Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten laut al-Yousef ebenfalls deutlich verschlechtert. Zu israelischen Abriegelungen kommen demnach massive Gewalt durch jüdische Siedler sowie der fortschreitende israelische Siedlungsbau und weitere Landnahmen der israelischen Regierung hinzu. Gleichzeitig würden palästinensische Flüchtlingslager systematisch zerstört und Menschen zwangsumgesiedelt.

In Israel habe der zwölftägige Irankrieg zu einem für das Land beispiellosen Ausmaß der Zerstörung und bis jetzt nicht zu beziffernden wirtschaftlichen Kosten geführt. “Wäre all das Geld, das für Kriege ausgegeben wurde, für die wirtschaftliche Entwicklung und den Aufbau von Gemeinschaften verwendet worden, wäre unsere Region heute eine wahre Oase des Friedens”, so al-Yousef.