Patriarch von Jerusalem kritisiert Kriegsführung im Gazastreifen

Das katholische Oberhaupt im Heiligen Land hat die Kriegsführung Israels im Gazastreifen kritisiert. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, sagte laut Mitteilung im Bayerischen Rundfunk im „Interview der Woche“ auf BR24 am Samstag, Israel führe keinen gerechten Krieg, weil es einen gerechten Krieg nicht gebe. Manchmal müsse man zwar „einschreiten, auch stark“, um Situationen zu beenden, die sonst noch schlimmer würden, sagte Pizzaballa. Er glaube aber, dass das, was in Gaza passiert, alles Verständnis übersteige. „Das löst kein einziges Problem hier. Das schafft nur mehr Hass und Feindschaft“, so der Kardinal.

Im Gazastreifen befinden sich Pizzaballa zufolge derzeit rund um zwei christliche Kirchen derzeit noch etwa 900 christliche Palästinenser, darunter 200 Kinder. Sie seien alle in den Zentren der katholischen und der orthodoxen Kirchen untergebracht, „die es noch gibt“. Alle dort Versammelten haben Pizzaballa zufolge keine Wohnung mehr. Weihnachten in Gaza werde ein Weihnachten „voller Fragen und auch voller Angst“, sagte Pizzaballa. „Ein Weihnachten unter Bomben ist kein richtiges Weihnachten“, so der Kardinal. Die Lebensbedingungen im Gazastreifen nannte Pizzaballa im BR24-Interview schlecht. Viele lebten mit nur wenig Wasser und ohne Strom sowie unter täglichen Kämpfen und Bombenangriffen.

Pizzaballa wünscht sich, dass in der öffentlichen Diskussion aktuell der „besondere Schmerz der Palästinenser“ berücksichtigt werde, genau wie der der Israelis nach dem Anschlag vom 7. Oktober. Niemand habe ein „Monopol auf Schmerz“, sagte Pizzaballa. Ein großes Problem sei es, „dass jeder denkt, sein Schmerz sei einzigartig“.

Das Weihnachtsfest am Ort der Geburt Jesu in der Stadt Betlehem im Westjordanland werde laut Pizzaballa zwar stattfinden, aber wegen des Kriegs werde es diesmal „viel bescheidener“. Es werde keinen Christbaum mit Lichtern und keine Dudelsack spielenden Pfadfinder geben. Wie in Gaza werde Weihnachten aber auch im Westjordanland gefeiert, weil die Kinder „ein Recht darauf haben“. (00/4186/22.12.2023)