Pastoren wollen geimpft werden – jetzt

Als Seelsorger besuchen Pastoren Altenheime und Krankenhäuser. Dabei müssten sie geschützt sein, fordern Pfarrverein und Pastorenausschuss. Doch die Kirchenleitung zeigt sich skeptisch.

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Hannover/Landesbergen. Die evangelischen Pastoren der hannoverschen Landeskirche fordern, ihre gesamte Berufsgruppe gegen Corona zu impfen. Der richtige Zeitpunkt dafür sei jetzt gekommen, teilen der Hannoversche Pfarrverein und der Pastorenausschuss der Landeskirche mit. Als Seelsorger müssten Pastoren beispielsweise Einrichtungen wie Altenheime und Krankenhäuser besuchen können, verlangten sie. Bei der Erfüllung ihres Auftrags müssten sie geschützt sein. Deshalb sei es unbedingt erforderlich, alle Pastoren zu impfen.

Die Kirchenleitung zeigt sich auf epd-Anfrage skeptisch gegenüber dem Vorschlag. „Wir haben hohen Respekt für die verantwortungsvolle Aufgabe, die Pastorinnen und Pastoren in dieser Zeit übernehmen“, sagt ein Sprecher. Die Ausübung von Seelsorge müsse in jedem Fall gewährleistet sein – das beziehe auch andere Berufsgruppen und Ehrenamtliche mit ein, die in der Seelsorge tätig seien. Die Landeskirche respektiere aber ausdrücklich die Priorisierung gemäß der Impfverordnung des Bundes. Diese nehme eine differenzierte Einordnung der Pastoren entsprechend ihres Tätigkeitsortes und von anderen Menschen in der Seelsorge vor.

Nur nach Priorisierung

In der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der größten Landeskirche in Deutschland, arbeiten derzeit mehr als 1.700 Pastoren in 1.235 Gemeinden zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee sowie in überregionalen Einrichtungen. Sie können zurzeit jedoch nur geimpft werden, wenn sie zu einer der beiden ersten Priorisierungsgruppen gehören. Das betrifft Seelsorger, die direkt in Pflegeheimen arbeiten oder etwa als Religionslehrer an Schulen tätig sind.

Kein Zutritt ohne Impfung

Wer nicht geimpft ist, erhalte häufig keinen Zutritt zu Krankenhäuser und Seniorenheimen, sagt Ellen Kasper als Vorsitzende des Pastorenausschusses: „Der Fehler, dass der geistliche Beistand für Einsame, Kranke, Sterbende und alle, die in Ängsten sind, von politischen Entscheidern im letzten Jahr als nicht systemrelevant eingestuft wurde, darf nicht noch einmal passieren.“


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Pastor Andreas Dreyer aus Landesbergen bei Nienburg ergänzt als Vorsitzender des Pfarrvereins, es sei kontraproduktiv für die Pastorenschaft, dass aktuell nur Teilgruppen geimpft werden könnten. Das treibe einen Keil in die Berufsgruppe, sagte er auf epd-Anfrage: „Weil an jeden Pastor und jede Pastorin die Erwartungshaltung besteht, ein Altenheim zu besuchen.“ Wer geimpft sei, könne dies regelmäßig tun – andere mangels Impfung aber nicht. So könnten Kollegen unter Rechtfertigungsdruck geraten.

Zudem werde es zu schwierigen Einzelfall-Diskussionen kommen, wenn nur einige Kollegen geimpft seien. Der jetzige Zeitpunkt sei günstig, weil inzwischen mehr und mehr Impfstoff zur Verfügung stehe und auch vergleichbare Berufsgruppen wie Lehrkräfte oder Erzieherinnen diese legitime Forderung erhöben.

Inzwischen hat auch die Diakonie reagiert: Der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke sagte dem epd, die Diakonie halte eine pauschale Erweiterung der Impfreihenfolge auf alle Pastorinnen und Pastoren nicht für notwendig. Die Seelsorgerinnen und Pastoren, die in Krankenhäusern, Altenheimen oder in Schulen regelmäßig tätig seien, würden bereits in den staatlichen Priorisierungsgruppen berücksichtigt. „Von daher gilt hier das Prinzip der konkreten Tätigkeit und nicht der pauschalen Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe.“ Lenke, der selbst Pastor ist, mahnte zur Geduld: „Wir alle wünschen uns, schnell geimpft zu werden. Es ist jetzt eine Frage der wechselseitigen Rücksichtnahme, dass Berufsgruppen sich gedulden.“ (epd)