Passionsspiele Oberammergau: Christian Stückl bekommt Konkurrenz

Der langjährige Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele, Christian Stückl, ist für die kommende Ausgabe 2030 nicht mehr automatisch gesetzt. Die Stelle des Spielleiters soll nicht mehr – wie bisher – hinter verschlossenen Türen vergeben werden, sondern in einem transparenten Verfahren, sagte Bürgermeister Andreas Rödl (CSU) am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. Das habe der Gemeinderat beschlossen. Alle aus dem Ort, die an dem Spielleiter-Posten Interesse haben, könnten sich bis Ende des Jahres bewerben.

Dass Christian Stückl diesen Schritt laut Medienberichten als Affront auffasse, könne er zwar nachvollziehen, sagte Rödl. Aber bei dem Beschluss gehe es um kein „Commitment“ gegen die Person Stückl. Vielmehr seien dem Gemeinderat mehrere Personen bekannt, die Interesse daran hätten, 2030 Spielleiter der Passionsspiele zu werden. Spielleiter sei bislang nur jemand geworden, der gute „connections“ in den Gemeinderat gehabt habe. Eine solche intransparente Stellenvergabe passe aber nicht mehr in die heutige Zeit, gab Rödl zu bedenken.

Konkret sieht der Zeitplan so aus: Interessenten sind aufgerufen, sich bis 31. Dezember dieses Jahres zu bewerben. Der Gemeinderat trifft dann eine Vorauswahl. Die ausgewählten Kandidatinnen und Kandidaten sollen dann bis 31. März 2025 ihre Ideen und Konzepte für die Passionsspiele 2030 in einer Bürgerversammlung öffentlich vorstellen. Der Gemeinderat entscheidet auf dieser Grundlage bis 31. Mai 2025, wer Spielleiter werden soll, erläuterte Bürgermeister Rödl.

Die weltberühmten, alle zehn Jahre stattfindenden Oberammergauer Passionsspiele sind ein riesiger Wirtschaftsfaktor für den kleinen Ort mit rund 5.500 Einwohnern. Mehr als 400.000 Menschen aus aller Welt haben vor zwei Jahren die mehr als 100 Vorstellungen zwischen Mai und Oktober über die letzten Tage im Leben Jesu besucht. Mehr als 2.000 Laiendarsteller aus Oberammergau standen auf der Bühne. Die nächsten Passionsspiele, die auf ein Pestgelübde aus dem 1633 zurückgehen, sind für das Jahr 2030 geplant. (01/1966/27.06.2024)