Anlässlich des internationalen Tages der Pflege und Betreuung am Mittwoch weist der Paritätische Niedersachen erneut auf Mängel in der Finanzierung der Pflegeversicherung hin. Das derzeitige System reiche nicht aus, um Menschen wirksam abzusichern, teilte der Verband am Dienstag in Hannover mit. „Pflege darf nicht in Armut führen. Es ist höchste Zeit, die Pflegeversicherung zu einer solidarischen Vollversicherung auszubauen, die alle Pflegekosten übernimmt“, forderte die niedersächsische Vorstandsvorsitzende, Kerstin Tack.
Ein gesundheitsökonomisches Gutachten zeige, dass eine solche Vollversicherung langfristig finanzierbar sei, wenn sie als solidarische Bürgerversicherung ausgestaltet werde. Schon heute gerieten immer mehr Menschen durch die hohen Eigenanteile in der Pflege in finanzielle Not, hieß es. Besonders deutlich werde dies bei der stationären Pflege. In Niedersachsen müssen Pflegebedürftige im ersten Jahr ihres Aufenthalts durchschnittlich 2.785 Euro pro Monat aus eigener Tasche zahlen. Fast 40 Prozent der Bewohner vollstationärer Einrichtungen seien daher auf Sozialhilfe angewiesen.
„Die Pflegeversicherung wurde einst eingeführt, um genau das zu verhindern – die Abhängigkeit von Sozialhilfe. Heute verfehlt sie dieses Ziel deutlich“, sagte Tack. „Wer keine Angehörigen hat, die Pflege leisten können, oder aufgrund seines Pflegebedarfs auf stationäre Versorgung angewiesen ist, läuft Gefahr, in Armut zu rutschen.“
Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Bündnisses für eine solidarische Pflegevollversicherung bestätige den Rückhalt in der Bevölkerung, betonte Tack. Die Mehrheit der Befragten (65 Prozent) spreche sich für eine Pflegevollversicherung aus. Nur 18 Prozent befürworteten stattdessen eine verpflichtende private Zusatzversicherung, wie sie derzeit auf Bundesebene diskutiert werde. „Die Menschen wollen, dass Pflege gerecht und solidarisch finanziert wird“, unterstrich Tack.