Wohnen wird für viele Menschen im Südwesten zunehmend zum Armutsrisiko. Nach einer neuen Studie des Paritätischen Gesamtverbandes steigt die Armutsquote in Baden-Württemberg deutlich an, wenn die Wohnkosten berücksichtigt werden. Zieht man die Miete vom Einkommen ab, gelten 19,9 Prozent der Bevölkerung als arm, wie der Verband am Dienstag in Stuttgart mitteilte. Ohne diesen Abzug sind es 13,2 Prozent. Damit leben rund 742.000 Menschen zusätzlich in sogenannter Wohnarmut. Insgesamt betrifft das rund 2,2 Millionen Menschen im Land.
Im Vergleich der Bundesländer liegt Baden-Württemberg mit dieser Quote hinter Bayern (18,1 Prozent) auf Platz zwei. Bundesweit sind laut Studie 22,3 Prozent der Bevölkerung – rund 18,4 Millionen Menschen – von Wohnarmut betroffen.
„Wohnen ist auch in Baden-Württemberg zum zentralen Risikofaktor für Armut geworden“, kritisierte Ulf Hartmann, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Baden-Württemberg. Fast jede fünfte Person lebe nach Abzug der Wohnkosten in Armut – das sei sozialpolitisch nicht mehr hinnehmbar. Ursache sei weniger individuelles Verhalten als vielmehr das strukturelle Versagen des Wohnungsmarkts. Mietpreise stiegen schneller als Einkommen, während geförderter und bezahlbarer Wohnraum vielerorts fehle.
Besonders stark betroffen sind bundesweit junge Erwachsene bis 25 Jahre (31 Prozent), ältere Menschen ab 65 Jahren (29 Prozent) sowie Familien mit vielen Kindern und Alleinerziehende. Grundlage der Studie sind Sonderauswertungen amtlicher Daten des Statistischen Bundesamts. (3188/09.12.2025)