Papst Franziskus spricht ungewohnt offen über Wahl von Benedikt

Papst Franziskus hat sich ungewohnt offen über das Konklave 2005 geäußert, an dessen Ende der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde. „In diesem Konklave haben sie mich benutzt“, sagte Franziskus dem Journalisten Javier Martínez-Brocal in einem Interview-Buch, das an diesem Mittwoch auf Spanisch veröffentlicht wird. Einige Kardinäle hätten ihn damals gewählt, um die Wahl Ratzingers zu blockieren – und dann einen anderen Kandidaten vorzuschlagen. Ohne Erfolg: Ratzinger wurde am 19. April 2005 im vierten Wahlgang mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit zum Papst gewählt.

Kardinäle müssten zwar schwören, nicht zu verraten, was im Konklave geschieht, „aber die Päpste haben die Erlaubnis, es zu verraten“, erklärt Papst Franziskus die ungewöhnliche Offenheit, mit der er mit dem Journalisten über die damalige Papstwahl spricht. Das Buch, das im Verlag Editorial Planeta erscheint, trägt den Titel „El Sucesor“, „Der Nachfolger“, und befasst sich mit der Beziehung von Papst Franziskus zu Benedikt XVI. „Er war wie ein Vater für mich“, sagt Franziskus darin über Benedikt, der nach seinem Rücktritt Mitte Februar 2013 noch fast zehn Jahre als emeritierter Papst im Vatikan lebte.

Er selbst habe Ratzinger gewählt, erzählt Papst Franziskus, der 2005 als Kardinal Jorge Mario Bergoglio am Konklave teilnahm. „Er war der Einzige, der zu dieser Zeit Papst sein konnte“, begründet der Argentinier seine Wahl: „Nach der Revolution von Johannes Paul II., der ein dynamischer, sehr aktiver und unternehmungslustiger Papst gewesen war, der viel gereist war, brauchte man einen Papst, der ein gesundes Gleichgewicht bewahrte, einen Übergangspapst.“

Es wird schon länger gemutmaßt, dass Kardinal Bergoglio, der dann 2013 zum Papst gewählt wurde, beim Konklave 2005 auf dem zweiten Platz landete. „Wenn sie jemanden wie mich ausgewählt hätten, der viel Ärger macht, hätte ich nichts tun können“, sagt Franziskus in dem neuen Interview-Buch über das Konklave 2005.

Darin sagt Franziskus auch, er habe eine Überprüfung des päpstlichen Begräbnisses angeordnet. Die Totenwache für seinen Vorgänger Papst Benedikt XVI. sei die letzte gewesen, bei der der Körper des Papstes außerhalb des Sarges auf einem Katafalk aufbewahrt worden sei. Päpste „sollten wie jedes andere Kind der Kirche bewacht und beerdigt werden. Mit Würde, wie jeder Christ“, sagt Franziskus.