Papst erzählt von Vatikan-Verschwörung und Ärger über Gänswein

Verschwörung im Vatikan und neue Regeln für die Papstbeisetzung – Franziskus spricht in einem Interviewbuch über viele Themen und verrät manches Neue. Verärgert äußert er sich über den deutschen Erzbischof Gänswein.

In einem neuen Interviewbuch spricht Papst Franziskus über eine Verschwörung im Vatikan und von seinem Ärger über den früheren Papst-Sekretär Georg Gänswein. Und er erzählt vom guten Verhältnis zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. und von den Sorgen, die beide mit Blick auf Reformbemühungen der Kirche in Deutschland teilten. Zudem gewährt Franziskus in dem spanischen Buch „El sucesor“ (Der Nachfolger), das am Mittwoch erscheint, erstmals öffentlich Einblick in die Papstwahl 2005.

Deutlich zutage tritt in dem Buch Franziskus‘ Kritik an Erzbischof Gänswein. Der frühere Sekretär von Benedikt XVI. hatte Anfang Januar ein Erinnerungsbuch über sein Leben mit dem deutschen Papst veröffentlicht. Darin berichtet Gänswein auch über Spannungen zwischen seinem Chef und dessen Nachfolger.

Franziskus sagte nun, es sei für ihn ein großer Schmerz gewesen, dass „am Tag des Begräbnisses (von Benedikt) ein Buch erschien, das die Unwahrheit erzählte. Das ist sehr traurig“. Das Gänswein-Buch erschien im Handel zwar erst eine Woche nach der Beisetzung, doch gelangten Teile schon vorab an die Medien, die darüber berichteten.

Benedikt habe sich nie in seine Entscheidungen eingemischt, sagt Franziskus. Stattdessen habe er ihn gegen konservative Kritiker verteidigt. Einige Kardinäle hätten ihn bei seinem Vorgänger wegen angeblich häretischer Äußerungen denunzieren wollen. Franziskus hatte nämlich das Modell der amtlich eingetragenen Partnerschaften für homosexuelle Paare befürwortet – nicht jedoch die kirchliche Ehe. „Das ist keine Häresie“, habe Benedikt den Kritikern geantwortet.

Einig seien sich die beiden in ihrer Sorge wegen des Reformprozesses Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland gewesen. Franziskus berichtet, er habe Benedikt vorab den Brief gezeigt, den er in dieser Sache 2019 an die Katholiken in Deutschland schickte. „Benedikt sagte, dass es eines der wichtigsten und sogar eines der tiefstgründigen Dokumente sei, die ich jemals geschrieben habe.“

Bereits nach seinem Amtsverzicht 2013 habe ihm sein Vorgänger eine Schriftensammlung überreicht. Das Material habe eine Verschwörung in der vatikanischen Kurie aufgedeckt. Männer „aus der zweiten Reihe“ hätten unter anderem verhindern wollen, dass der spätere Kardinal Pietro Parolin neuer Kardinalstaatssekretär wird. Benedikt habe bereits einige der Verschwörer versetzt und seinem Nachfolger empfohlen, weitere Versetzungen vorzunehmen. Das habe er dann auch getan, sagt Franziskus. Namen und Funktionen der Betroffenen nennt er nicht.

Des weiteren dementiert Franziskus Spekulationen, die Vorschriften für die nächste Papstwahl ändern zu wollen. Die Regeln für künftige Papst-Beerdigungen habe er allerdings vereinfacht. So werden verstorbene Kirchenoberhäupter nicht mehr für den letzten Gruß der Gläubigen im Petersdom öffentlich aufgebahrt.

Der spanische Verlag Planeta Testimonio hatte bereits am Sonntag erste Auszüge aus „El sucesor“ veröffentlicht. Darin geht es um die Papstwahl 2005, als Kardinal Joseph Ratzinger – später Benedikt XVI. – gewählt wurde. Franziskus berichtet, dass er selbst in den ersten Wahlgängen etwa ein Drittel der Stimmen bekommen habe.

Damit bestätigte er Vermutungen über das Konklave 2005. Seine vermeintlichen Befürworter hätten aber lediglich Benedikt verhindern wollten. In seinen Augen sei Ratzinger damals der einzige gewesen, der für das Papstamt infrage gekommen sei.