Artikel teilen:

Papst empfängt Selenskyj – Vatikan als Verhandlungsort angeboten

Für seinen zweiwöchigen Urlaub im Bergdorf Castel Gandolfo hatte Papst Leo XIV. zunächst keine Audienzen geplant. Doch für Präsident Selenskyj machte er eine Ausnahme. Es war ihr zweites Treffen seit Leos Wahl am 8. Mai.

Papst Leo XIV. hat erneut den Vatikan als Ort für Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine angeboten. Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch in Castel Gandolfo bei Rom erörterten beide den Konflikt und die “dringende Notwendigkeit eines gerechten und dauerhaften Friedens”, wie der Vatikan anschließend mitteilte.

Es war von einem “herzlichen Gespräch” die Rede. Man habe die Bedeutung des Dialogs als bevorzugtes Mittel zur Beendigung der Feindseligkeiten unterstrichen. Leo XIV. bekundete Mitgefühl für die Opfer und bekräftigte sein Gebet und seine Verbundenheit mit dem ukrainischen Volk. Zur Freilassung der Gefangenen und für einvernehmliche Lösungen müsse “jede Anstrengung” unternommen werden.

Die Audienz in der päpstlichen Sommerresidenz war der zweite persönliche Austausch zwischen Leo XIV. und Selenskyj. Mit dem Treffen unterbrach der Papst seine am Sonntag begonnene zweiwöchige Ruhepause in den Albaner Bergen, während der nur wenige offizielle Termine angesetzt sind.

Das erste Treffen fand am 18. Mai anlässlich der Amtseinführung des Papstes statt. Der ukrainische Präsident war der erste Staatsgast, den Leo XIV. zu einer Unterredung empfing. Zuvor hatte Selenskyj am 12. Mai als erster ausländischer Staats- und Regierungschef mit dem neugewählten Papst telefoniert. Zwei Tage darauf schlug Leo XIV. den Vatikan als Gesprächsort für die Kriegsparteien vor; dies lehnte Russlands Außenminister Sergej Lawrow aber ab.

Beobachter deuten die Gesten Leos XIV. als demonstrative Zeichen der Nähe zu dem von Russland angegriffenen Land. Der Amtsvorgänger Franziskus (2013-2025) hatte hingegen lange einen neutralen Kurs zwischen Russland und der Ukraine gesucht. Sein Sondergesandter Kardinal Matteo Zuppi erreichte außer humanitären Schritten beim Gefangenenaustausch wenig.