Ostern in Jerusalem kriegsbedingt fast ohne ausländische Pilger

Der Jerusalemer Benediktiner-Abt Nikodemus Schnabel sagt, die Christen im Heiligen Land verstünden leichter, dass Leid zum menschlichen Leben dazugehöre. In dieser Würde feierten sie dieses Jahr Ostern, still und innerlich.

Die Ängste und Befürchtungen um das christliche Osterfest in Jerusalem unter den Kriegsbedingungen haben sich nicht bewahrheitet. Die Katholiken im Heiligen Land begingen ihre Kar- und Ostertage zwar etwas leiser und deutlich kleiner als in anderen Jahren. Es kamen kaum ausländische Besucher, auch wenn zuletzt doch einzelne Pilgergruppen eine Heilig-Land-Reise wagten. Aber die Gemeinden feierten an den Stätten des irdischen Jesus die Hochfeste in Erinnerung an seine Kreuzigung und Auferstehung würdig; ohne äußere Zwischenfälle und geistlich intensiver.

Natürlich warf der nicht mal 80 Kilometer Luftlinie entfernte Gazakrieg seinen Schatten auf die Gottesdienste, Prozessionen und Gebetstreffen der Jerusalemer Christen. Sie spüren die Folgen des nach dem Terrorüberfall der Hamas neu und extrem aufgebrochenen Nahost-Konflikts deutlich. Die neuen gesellschaftlichen Spannungen, gestiegenes Misstrauen in einem zunehmend vergifteten Klima zwischen Juden und Arabern, zwischen Israelis und Palästinensern, treffen die Christen ganz besonders, weil sie als Minderheit oft zwischen den Lagern und Fronten stehen.

Friede und Versöhnung, Liebe statt Rache, weiter Hoffnung, Vergebung und Begegnung waren die Themen der Predigten und Appelle zwischen Palmsonntag und dem Ostersonntag. Paradoxerweise machten es die schmerzhaften aktuellen Umstände leichter, das „schwierige Ostergeheimnis“ an den Wirkungsstätten des irdischen Jesus zu begreifen, sagte Pizzaballa. Denn die gegenwärtigen Umstände unterschieden sich nicht sehr von denen des „Ostern“ vor 2.000 Jahren.

Ausdrücklich dankte der Patriarch dem Papst für seine Solidarität und Unterstützung. Die Christen müssten den Mut haben, „auf den Frieden zu setzen“, und nach und nach mit klaren Gesten das tief verletzte Vertrauen wieder aufbauen, mahnte er in seiner Osterpredigt.

Der deutsche Benediktiner-Abt Nikodemus Schnabel sagte, die Christen verstünden hier leichter, dass Leid zum menschlichen Leben dazugehöre; dass Nachfolge Christi auch bedeute, den Weg des Kreuzes auf sich zu nehme; dass die Christen aber durch Ostern auch in der Hoffnung lebten, dass Leid, Schmerz und Tod niemals das letzte Wort hätten.

Besonders im Blick waren bei allen Jerusalemer Feiern die noch rund 700 Christen in Gaza, die unmittelbar im Krieg leben. Sie haben einen schweren Blutzoll gezahlt: 30 von ihnen sind bei Bombardements umgekommen, 2 Frauen wurden von Scharfschützen erschossen. An diese Gemeinde richteten der Lateinische Patriarch wie auch der Franziskaner-Kustos Francesco Patton bei allen großen Gottesdiensten Ermutigung und Solidaritätsadressen.

Die katholischen Kar- und Ostertage – das orthodoxe Ostern fällt in diesem Jahr auf den 5. Mai – verliefen in Jerusalem auffallend ruhig. Nachdem die Terror-Organisation Hamas für den Ramadan zu Streiks und Konfrontationen auf dem muslimischen Tempelberg aufgerufen hatte, versuchten Israels Polizei und Militär mit massivster Präsenz alle Konfrontationen im Vorfeld zu ersticken. Der Preis waren mitunter unverständliche Aus- und Absperrungen, die auch manchem höheren Geistlichen den Zugang zur Karfreitagsprozession verwehrten.

Allerdings blieb es an den ersten drei Freitagen des Ramadan – der letzte am Karfreitag – an den Zugängen zum Mittagsgebet an der Aksa-Moschee ruhig, auch wenn es zuletzt einzelne Verhaftungen gab. Der Aufruf der Hamas blieb bislang offenbar ohne Resonanz – und löst unter Beobachtern Spekulationen über deren Einfluss außerhalb des Gazastreifens aus.

Stärker als in früheren Jahren prägten diesmal – angesichts der ausbleibenden Pilger – die einheimischen, arabischen Christen das Bild des christlichen Jerusalem zu den Hochfesten. Sie dominierten – zusammen mit den in Jerusalem vertretenen Ordensgemeinschaften – bei der Palmsonntagsprozession vom Ölberg in die Jerusalemer Altstadt und beim Kreuzweg an Karfreitag. Sie zeigten dabei das Bild einer lebendigen, aktiven Kirche.

Dennoch hofft die Kirche Jerusalems auf eine baldige Rückkehr der ausländischen Pilger. Denn die ständig schrumpfende Ortsgemeinde im Heiligen Land braucht dringend praktische Solidarität und moralische Unterstützung der Weltkirche. Auch Patriarch Pizzaballa warb dafür: „Haben Sie keine Angst, kehren Sie nach Jerusalem und ins Heilige Land zurück! Ihre Anwesenheit ist immer eine Präsenz des Friedens – und wir brauchen heute aufrichtig Frieden.“