Ostern: Am Ende geht‘s weiter

Die Bibel erzählt davon, wie Menschen an ihrem Tiefpunkt noch eine Zukunft haben. In der Geschichte um Jesu Tod und Auferstehung macht sie Hoffnung, dass selbst mit dem Tod nicht alles vorbei ist.

Aus der Dornenk0rone, die Christus am Kreuz trug, sprießt neues Leben.
Aus der Dornenk0rone, die Christus am Kreuz trug, sprießt neues Leben.shutterstock.com/Anton-Burakov/Mike Flippo

Vor einiger Zeit wurde ich gebeten, einen Vortrag über das Scheitern zu halten. Das ist eine dankbare Aufgabe. Denn der christliche Glaube hat eine Menge zum Scheitern zu sagen. Also sagte ich zu.

Zunächst verlief der Vortrag so, wie man es vermutlich bei jeder Führungskräfte-Beratung oder bei einem Glücks- und Zufriedenheits-Coaching erwarten würde: Scheitern ist Teil des Lebens; jeder wird irgendwann scheitern und das auch mehrfach. In der Schule. In der Ausbildung. In der Familie und Ehe. Im Beruf. Das kann sehr schmerzhaft sein. Es kann massiv das Selbstwertgefühl anknacksen, die Seele belasten, Beziehungen zerstören.

Scheitern als Chance

Aber das Scheitern kann auch helfen, aus Fehlern zu lernen und sich zu verändern. Man kann sich dabei selbst besser kennenlernen und seine Stärken und Schwächen herausfinden. Scheitern kann also eine Gelegenheit sein, Ziele und Wichtigkeiten zu überdenken und neu auszurichten. Zusammengefasst: Es ist wichtig, dass wir das Scheitern nicht als endgültige Niederlage betrachten, sondern als Teil des Lernprozesses, als Chance für einen Neubeginn.

Und dann kommen all die Beispiele, die das illustrieren. Steve Jobs und Bill Gates. Beide Tüftler scheiterten spektakulär mit ihren Ideen und Unternehmen – bevor der eine mit „Apple“ und der andere mit „Microsoft“ die Kommunikationstechnologie umkrempelten. Auch Walt Disney musste vor seinen Welterfolgen zunächst durch ein Tal der Tränen. Oder Joanne K. Rowling. Die alleinerziehende Mutter lebte nach gescheiterter Ehe von der Sozialhilfe, schrieb – um Heizkosten zu sparen – in Teestuben, bis ihr Manuskript „Harry Potter“ fertig war. Der Rest ist Literaturgeschichte.

Auch in der Bibel geht es nach dem Scheitern weiter

Auch die Bibel ist voller Geschichten von Scheitern und Neuanfang. Petrus, David, Hiob. Oder schon ganz am Anfang Adam und Eva, Kain, das Volk Israel beim Zug durch die Wüste – sie alle scheitern; erleben, dass ihre Welt in Scherben liegt. Und doch geht es weiter. Anders, als erwartet. Aber: Es geht weiter.

Hier hätte der Vortrag enden können. Zumindest bei einer Führungskräfte-Beratung oder einem Glücks- und Zufriedenheits-Coaching. Aber – das wäre dann nur ein Teil der Wahrheit gewesen. Zwar ein äußerst wichtiger und richtiger Teil. Aber eben nicht die ganze Wahrheit.

Denn zur vollen Wahrheit zählt, dass die Menschen sich nicht immer wie Phönix aus der Asche erheben können. Für Kain mag es weitergegangen sein – für Abel nicht. Wenn David trotz seiner Sünden ein strahlender König sein durfte – seine Opfer waren tot und vernichtet. Ob Krankheit oder Krieg, Schiffbruch oder Scheidung: Es gibt keine Garantie für ein Happy End. Und am Ende wartet ohnehin der Tod, immer und für jeden. Selbst der Jüngling von Nain, den Jesus in der Bibel spektakulär von den Toten erweckt, lebte ja nur in der Verlängerung: Irgendwann musste auch er sterben. Wie Steve Jobs. Walt Disney. David. Und bald auch wir. In dieser Welt gibt es ein Ende – immer.

Hoffnung, dass der Tod noch nicht das Ende ist

Aber es gibt eine Hoffnung, die über diese Welt hinausreicht. Und es ist wichtig, diese Hoffnung wachzuhalten. Von alters her haben die Menschen eine Ahnung davon, dass selbst der Tod nicht das Ende sein muss. Viele Religionen zeugen davon. Und die Bibel spricht es sogar ganz offen aus. Denn „das Buch der Bücher“ erzählt eben nicht nur von Menschen, die scheitern und noch einmal neu anfangen dürfen. Sondern auch von Jesus und dem leeren Grab.

Sicher, seit Jahrhunderten streiten sich Theologie, Philosophie, Naturwissenschaften und wer weiß was sonst noch darum, wie der biblische Bericht zu verstehen ist. Projektion? Vertröstung? Metapher? Mit Verstand und Wissenschaft sind Ostern und das leere Grab nicht zu erklären.

Heißt das aber, dass es die Auferstehung der Toten nicht gibt?

Tatsächlich lässt sich vieles in dieser Welt nicht begreifen. Die Weite des Alls. Die Winzigkeit der Atome. Was ist Unendlichkeit? Wenn es einen Urknall gegeben hat, woher kam der dann? Dem menschlichen Denken ist das alles nicht vorstellbar.

Es gibt keine Beweise, aber Grund zur Hoffnung

Aber die Auferstehung der Toten, das ewige Leben – die soll es nur geben, wenn menschlicher Verstand es in Modelle und Formeln fassen kann?

Nein, es gibt keinen Beweis dafür, dass es Gott und das ewige Leben gibt. Aber es gibt genügend Anlass, es zu hoffen – und den biblischen Erzählungen zu vertrauen. Wie immer das Leben in der neuen, heilen Welt auch aussehen mag.

Scheitern muss nicht das Ende sein. Davon erzählt nicht nur die Bibel. Und es ist wichtig, daran festzuhalten – um Kraft und Hoffnung zu finden. Aber es gibt auch eine Hoffnung, die über diese Welt, die sogar über den Tod hinausreicht. Und auch davon erzählt die Bibel. Ostern heißt: Am Ende geht’s weiter.