Organspende: Ministerin Gerlach befürwortet Widerspruchslösung

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) begrüßt den neuerlichen Vorstoß für die Widerspruchsregelung bei der Organspende. Sie werbe bereits seit einiger Zeit für die Widerspruchslösung, sagte sie am Montag in München. Allein in Bayern warteten rund 1.200 Menschen auf ein lebenswichtiges Spenderorgan. Mit der Widerspruchslösung wäre Organspende der Normalfall: „Jeder und jede wäre automatisch Organspender, könnte dem aber aktiv widersprechen“, betonte Gerlach. Das wäre auch eine Entlastung für die Angehörigen.

Eine parteiübergreifende Gruppe von Bundestagsabgeordneten stellte am Montag in Berlin einen neuen Versuch zur Durchsetzung der Widerspruchsregelung bei der Organspende vor. Demzufolge sollte jeder volljährige und einwilligungsfähige Mensch zum Organspender werden, der dem zu Lebzeiten nicht widersprochen hat. Aktuell ist es andersherum: Ein möglicher Organspender ist, wer selbst zu Lebzeiten oder dessen Angehörige nach dem Tod zustimmen.

Insgesamt 21 Parlamentarier und Parlamentarierinnen haben den Antrag bislang mitgezeichnet, darunter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und sein Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU), die sich schon 2020 für die Einführung der Widerspruchsregelung eingesetzt hatten.

Erst 2020 hatte der Bundestag mehrheitlich gegen die Widerspruchsregelung gestimmt. Stattdessen verabschiedete das Parlament vor vier Jahren eine Erweiterung der Zustimmungslösung, die regelmäßige Information, Abfragen der Spendebereitschaft und die Einrichtung eines Online-Registers vorsah.

Die Befürworter der Widerspruchsregelung sehen sich von Umfragen bestätigt, die immer wieder ergeben, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in Deutschland der Organspende positiv gegenübersteht. Trotzdem hat nur eine Minderheit einen Organspendeausweis ausgefüllt, was in der Praxis dazu führt, dass oft die Angehörigen die Entscheidung treffen müssen.

In Deutschland warteten nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation Ende vergangenen Jahres knapp 8.400 Patientinnen und Patienten auf ein Spenderorgan. Dem standen 2.900 Organspenden im Jahr 2023 gegenüber. (00/1930/24.06.2024)