Organisten in Altholstein spielen geklaute Werke

„Alles nur geklaut“: Bei den Altholsteiner Orgelkonzerten werden Werke gespielt, bei denen die Komponisten abgekupfert haben. Das wurde damals locker gesehen.

Kiel. Mit dem provokanten Motto "Alles nur geklaut (fast)!" erklingen vom 4. Mai bis 3. Juni die 10. Altholsteiner Orgelkonzerte. Von Kiel über Neumünster bis an den Hamburger Stadtrand sind Komponisten zu hören, die bei ihren Kollegen abgekupfert haben, wie der Kirchenkreis Altholstein ankündigte. Prominentes Beispiel ist das Concerto a-Moll (BWV 594) von Johann Sebastian Bach, der sich dafür bei Antonio Vivaldi bediente. Es wird in jedem der neun Konzerte gespielt.
In Henstedt-Ulzburg zeigt Kantor Martin Hageböke am 5. Mai um 18 Uhr in der Kreuzkirche, dass man sich durchaus selbst kopieren kann. Er interpretiert unter anderem einige Schüblersche Choräle. Hier hat J. S. Bach Chorsätze aus seinen eigenen Kantaten für die Orgel umgeschrieben. Very british wird es in Henstedt-Ulzburg bei einem Stück von Christopher Tambling (1964-2015), der vom englischen Romantiker par excellence, von Edward Elgar nämlich, ein Thema zu Preludium, Fuge und Tocatta ausgebaut hat.

Programmheft zum Download

Dass die Orgel sich bis heute durch die Weltgeschichte stiehlt, zeigt in Bordesholm eindrucksvoll Günter Brand. Ob Klesmer, Irish Folk, Blues oder französisches Chanson: Der Organist macht am 4. Mai in der Klosterkirche um 20 Uhr nicht einmal vor den Beatles halt und zeigt, zu welchen Klangwelten die Königin der Instrumente fähig ist.
"Mit dem Ideenklau gingen die Komponisten damals viel lockerer um", erklärte Kreiskantor Reinfried Barnett. "Wo heute um Urheberrechte gestritten wird, fühlten sich die alten Meister oft sogar geschmeichelt, wenn andere ihre Melodien weiter verarbeiteten."  Der Eintritt meistens frei, um eine Spende wird gebeten. Das Programmheft der Orgelkonzerte findet sich hier zum Download. (epd)