Orchester kämpfen um ihr Publikum

Die Zuschauerzahlen bei Orchestern und Opernhäusern haben bisher das Niveau vor Corona noch nicht wieder erreicht – vor allem das ältere Publikum ist nach wie vor vorsichtig.

Berufsorchester kämpfen mit weniger Publikum
Berufsorchester kämpfen mit weniger PublikumImago / ITAR-TASS

Konzertsäle weiter schwächer besucht als vor der Pandemie

Allmählich füllen sich nach dem Ende der Pandemie wieder die Konzertsäle. Das Publikum kehrt zurück, heißt es optimistisch bei der Vereinigung der Berufsmusikerinnen und Berufsmusiker. Aber noch kommen weniger Zuschauer als vor dem Corona-Ausbruch.

 

Viele Berufsorchester in Deutschland kämpfen nach der Corona-Pandemie mit geringeren Zuschauerzahlen. Das ist das Ergebnis eine Umfrage der Deutschen Musik- und Orchestervereinigung Unisono unter den 129 Theater-, Konzert- und Rundfunkorchestern.

Grundsätzlich bestehe ein positiver Trend zur Rückkehr des Klassik-Publikums, erklärte Unisono-Geschäftsführer Gerald Mertens: „Allerdings ist das Niveau vor Corona insgesamt noch nicht wieder erreicht, sagen knapp 60 Prozent der befragten Orchester.“ Die Hälfte (46 Prozent) der Orchester und Opernhäuser vermeldeten demnach noch eine starke Zurückhaltung, vor allem des älteren Publikums. An der Befragung zwischen Dezember 2022 und Januar dieses Jahres beteiligten sich den Angaben zufolge 95 Prozent der Ensembles (122 von 129 Orchestern).

Ältere bleiben zuhause

Schwierig ist zudem die Entwicklung der Abonnements, wie es weiter hieß. Knapp zwei Drittel der Orchester (62 Prozent; 76 Orchester) haben Abonnenten verloren. Ein knappes Drittel (36 Orchester) konnte ihre Abo-Zahlen halten. Ein Orchester konnte die Zahl der Abonnenten steigern.

Als wesentliche Ursachen für den Einbruch der Abonnements sahen etwa 50 Prozent (60 Orchester) das komplette Aussetzen der Abos während der Pandemie. 47 Orchester verwiesen zudem auf die Angst älterer Abonnenten, wieder in Veranstaltungen zurückzukehren.

Mertens betonte, die Herausforderungen für Orchester und Musiktheater für die kommenden Monate und die nächste Saison seien klar umrissen: „An vielen Standorten müssen Abonnements neu aufgebaut werden.“ Theater und Orchester müssten die direkte Bindung zu ihrem Publikum unbedingt weiter intensivieren: „Erfolgversprechend dafür sei das weitere Ausprobieren neuer und kleinerer Formate, sagte Mertens. Außerdem müsse das Marketing weiter professionalisiert und verstärkt werden.

Welche Konzerte gefragt sind

Laut Umfrage gab es zuletzt aber auch ausverkaufte Veranstaltungen. Nach den Ursachen gefragt, gaben 98 Orchester vor allem populäre Programme und beliebte Werke an. 68 Orchester waren demnach mit besonderen Formaten hoch ausgelastet wie Sonderkonzerten zu Silvester oder Neujahr und Film-Live-Konzerten. 35 Orchester gaben als Hauptgründe für die hohe Nachfrage prominente Dirigentinnen und Solisten an.

Aktuell gibt es den Angaben zufolge in Deutschland 129 Berufsorchester mit 9.749 Planstellen. Davon sind 110 öffentlich finanzierte Orchester mit 8.513 Planstellen. Zudem gibt es acht öffentlich finanzierte Kammerorchester mit 141 Planstellen und elf Rundfunkorchester mit 1.095 Planstellen. Tanzorchester und Bigbands wurden dabei nicht mitgezählt.