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Online-Dienst Mastodon will demokratischer und transparenter werden

Während die Konzernspitzen von X und Meta entschieden haben, die Moderation auf ihren Plattformen zu reduzieren, geht Mastodon einen anderen Weg. Gründer Eugen Rochko gibt die Macht an eine gemeinnützige Organisation ab.

Der Kurznachrichtendienst Mastodon will eine neue, gemeinnützige Organisation gründen und ihr die Eigentumsrechte an Schlüsselkomponenten des Online-Dienstes übertragen. Das gab Mastodon am Montag in einem Blogbeitrag bekannt. Bislang lagen viele der Rechte an der Technik bei Eugen Rochko, der Mastodon 2016 gegründet hatte.

“Mastodon wurde nach den Grundsätzen gegründet, dass Menschen in der Lage sein sollten, ihr soziales Umfeld online zu kontrollieren, ihre Timelines selbst zu gestalten und frei mit Gemeinschaften ihrer Wahl zusammenzukommen”, heißt es in der Ankündigung. Um diese Ideale besser umzusetzen, sollen die rechtlichen und organisatorischen Strukturen angepasst werden.

Zu Beginn der Arbeit an Mastodon habe Gründer Rochko sich auf das Programmieren konzentriert. Dabei sei es effizient gewesen, dass er rechtlich in der Lage gewesen sei, Entscheidungen alleine zu treffen. Mit dem Wachsen der Community sei aber klar geworden, dass sich die Strukturen anpassen müssen. In den kommenden sechs Monaten sollen Eigentumsrechte und Befugnisse nun komplett auf eine gemeinnützige Organisation übertragen werden.

Nach der aktuellen Planung wird diese gemeinnützige Organisation vollständiger Eigentümer der Mastodon GmbH, die derzeit das Tagesgeschäft abwickelt. Die deutschen Finanzbehörden hatten der Mastodon GmbH im vergangenen Jahr kurzfristig und ohne Angabe von Gründen die Gemeinnützigkeit entzogen. Eine gemeinnützige Organisation in den USA werde weiterbestehen, um Fundraising zu betreiben. Der Dienst finanziert sich zu einem großen Teil aus Spenden.

In Zuge der Umstrukturierung wird Rochko als CEO von Mastodon abtreten und sich auf die Produktstrategie konzentrieren. Für die Nutzerinnen und Nutzer soll sich durch diesen Schritt nichts verändern: “Unsere Kernmission bleibt die gleiche: die Werkzeuge und digitalen Räume zu schaffen, mit denen Menschen sich authentische und konstruktive Online-Communitys bilden können – frei von Werbung, Datenausbeutung, manipulativen Algorithmen und Monopolen”, heißt es in dem Blogbeitrag. Gleichzeitig wolle man den Dienst technisch weiterentwickeln und vor allem in “Trust & Safety”, also Vertrauen und Sicherheit investieren: “Wir wollen, dass alle, insbesondere marginalisierte Gruppen, sich auf unserer Plattform sicher fühlen.” Dafür arbeite man an strengeren Sicherheitsfunktionen und stelle dafür neues Personal ein.

Mastodon ist Teil des größeren, ebenfalls gemeinnützigen Online-Netzwerks Fediverse, das neben dem Kurznachrichtendienst noch zahlreiche andere Anwendungen anbietet. Im Gegensatz zu herkömmlichen, kommerziellen Online-Plattformen steuert nicht ein Anbieter das gesamte Netzwerk. Stattdessen können die Nutzerinnen und Nutzer aus einer Vielzahl von Anbietern wählen, die mit eigenen Servern eigene Instanzen anbieten, für die sie eigene Regeln festlegen können, beispielsweise für die Moderation von Inhalten. Die Instanzen können untereinander kommunizieren und Nutzerinnen und Nutzer können die Instanzen wechseln, ohne ihre Kontakte zu verlieren.