Oldenburger Bischof Janssen eröffnet das „Filmfest hinter Gittern“

Drei Filme werden beim Oldenburger Filmfest in einem Gefängnis gezeigt. Für Bischof Janssen sollen die Streifen „ein Fenster öffnen“.

Wie alle Besucher musste Bischof Jan Janssen (re.) Handy und Schlüssel abgeben
Wie alle Besucher musste Bischof Jan Janssen (re.) Handy und Schlüssel abgebenKerstin Kempermann

Knast, Kino und Kirche. Beim Internationalen Oldenburger Filmfest kamen diese drei „Ks“ in diesem Jahr zusammen. Denn der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, hat das Filmfest in einem Gefängnis eröffnet. Seit elf Jahren werden während des Filmfestes in Oldenburg auch in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Oldenburg Filme gezeigt, unter dem Motto "Filmfest hinter Gittern".
Für Bischof Jan Janssen war es selbstverständlich, als Festredner zuzusagen. „Das ist eine große Chance, Ängste abzubauen und Brücken zwischen verschiedenen Milieus zu bilden“, betonte Janssen. Dies sei ein wichtiger Beitrag zum gelingenden Miteinander der Gesellschaft. „Knast, Kino und Kirche, das ist hier in der Gefängniskapelle ganz richtig“, sagte Janssen. Denn im Gefängnis gehe es, genau wie im Film und im Glauben, um Themen wie Leben und Tod, Bestrafung und Befreiung. „Der Film heute soll ein Fenster öffnen“, brachte Janssen seine Hoffnung zum Ausdruck. Und zwar nicht nur für die Häftlinge, sondern auch für die Besucher, die nach dem Film auf Wunsch auch eine Führung durch die JVA erleben konnten.

Häftlinge – die Nachbarn von morgen

JVA-Leiter Gerd Koop dankte Janssen für seine Rede. Er betonte, wie wichtig die Kirche für die Vollzugsarbeit sei. „In der Gefängnisseelsorge kann alles gesagt werden. Die Seelsorger müssen Wahrheiten aushalten“, berichtete er über die wichtige Arbeit der Gefängnisseelsorger. Dass das Filmfest seit elf Jahren in der JVA zu Gast ist, passt für Koop hervorragend zum Motto der JVA Oldenburg: „Morgen sind die Gefangenen von heute wieder unserer Nachbarn.“ Nach dieser Maxime wird dort gehandelt. „Wir sind kein Knast, sondern eine Übungswerkstatt“, betonte Koop. In der JVA sollen die Gefangenen sich verändern und an sich arbeiten.  „Das Leid der Opfer kann man nicht rückgängig machen. Aber es muss nach Verbüßung der Strafe eine Möglichkeit geben, wieder ein normales Leben führen zu können“, erläuterte Koop.
Und ein Schritt dazu sind auch die Filmvorführungen in der JVA während des Filmfestes. Alle drei Veranstaltungen sind ausverkauft. Zum Auftakt erlebten die Zuschauer den Film „Tod einer Legende“. Der Kroatien-Krimi überraschte die Zuschauer mit immer wieder neuen Wendungen. Nach der Filmvorführung hatten die Zuschauer dann die Gelegenheit, den Regisseur Michael Kreindl und die Hauptdarstellerin Neda Rahmanian zum Dreh zu befragen.