Ohne Furcht in die Zukunft

Sich selbst und den Menschen treu bleiben. Gedanken zum Predigttext am 15. Sonntag nach Trinitatis. Von Thilo Haak

Predigttext am 15. Sonntag nach Trinitatis: 1. Petrus 5,5b–11

Alle aber miteinander bekleidet euch mit Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder und Schwestern in der Welt kommen. Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht in alle Ewigkeit! Amen.

Von Thilo Haak In Kleinasien haben sich viele Gemeinden gegründet. Das Zentrum der römischen Weltmacht ist weit entfernt. Sie leben in Frieden mit sich und der Umwelt. Aber langsam legt sich ein Schatten auf diesen Frieden.Der ferne Kaiser möchte als Gott verehrt werden. Die Christen können das nicht mitmachen. Sie werden aus ihren Berufen entlassen. Man sagt ihnen: „Seid froh, dass wir euch nur entlassen, Ihr wisst doch, dass schon Blut geflossen ist.“ Wenn die Christen dann zurückfragen: „Warum, was haben wir getan?“, antwortet man ihnen: „Ihr seid nicht staatstreu. Wenn ihr den Kaiser nicht anerkennen wollt, wie kann man euch vertrauen? Und wer den Staat gefährdet, muss die Konsequenzen tragen.“Die Existenz der Gemeinde ist bedroht. Die Angst vor ihrem Ende geht um. Dieser Gemeinde schreibt Petrus. Seid demütig! Das heißt nicht anderes als: Bleibt euch selbst und den Menschen um euch herum treu. Dient einander und denen die Not haben, das ist das Eigentliche des Glaubens.Wie ist es heute? Niemand bedroht mehr die Gemeinde. Der Staat gibt sich bewusst tolerant. Niemand darf wegen seiner Religion verfolgt werden. Das ist geltendes Recht. Und so scheint es, als hätte mir der Predigttext nichts zu sagen. Doch so ist es nicht. Gerade heute drücken uns Sorgen um den Bestand der Gemeinde mehr als zu allen andern Zeiten. Das gründet darin, dass diese Sorgen so ganz anders sind als die unser Geschwister im ersten Jahrhundert.Sie wachsen im Innern der Gemeinde. Das ist eine völlig neue Qualität der Bedrohung. Die Gemeinde der Christen wird kleiner. Im Juli sorgte die Bekanntgabe der Austrittszahlen aus den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland für große Aufregung.

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