Ökumenischer Kirchentag eröffnet – in luftiger Höhe

Man muss sich nur zu helfen wissen: Mit einem Gottesdienst auf dem obersten Stockwerk eines Parkdecks ist der Ökumenische Kirchentag eröffnet worden. So wurden alle Hygiene-Regeln eingehalten.

Über den Dächern von Frankfurt ist der Kirchentag eröffnet worden
Über den Dächern von Frankfurt ist der Kirchentag eröffnet wordenJan Lurweg, ÖKT / epd

Frankfurt. Hoch über den Dächern von Frankfurt am Main ist der Ökumenische Kirchentag eröffnet worden. Der Gottesdienst auf dem Dach eines Parkhauses in der Frankfurter Innenstadt wurde wegen der Corona-Pandemie nur von rund einem Dutzend Mitwirkenden abgehalten und in der ARD live übertragen.

„Wir wollen Ihnen ein Stück vom Himmel nach Hause bringen“, sagte die Theologin Sarah Vecera von der Vereinten Evangelischen Mission Wuppertal zu Beginn des Open-Air-Gottesdienstes bei strahlendem Sonnenschein am Fest Christi Himmelfahrt. „Denn ein bisschen Himmel kann wohl jede und jeder von uns gut gebrauchen in diesen Zeiten“, so Vecera vor dem Hintergrund der Frankfurter Skyline. Auf dem obersten Parkdeck an der Konstablerwache lädt normalerweise die Strand-Lounge „City Beach“ zur Entspannung ein.

Zeit für neuen Aufbruch

Frere Alois, Prior der Gemeinschaft im französischen Taize, sagte in seiner Predigt: „Die Zeit ist da für einen neuen Aufbruch.“ Dies gelte für Gesellschaft und Kirche. „Missbrauch hat viel Vertrauen zerstört. Heilen ist nur möglich, wenn wir zugeben, was geschehen ist“, sagte er. Strukturveränderungen seien unerlässlich. Mit Blick auf die Ökumene warb Frere Alois für eine geistliche Erneuerung: „Auf keinen Fall dürfen wir uns mit dem Skandal unserer Spaltungen abfinden! Unsere Kirchen können noch nicht alle Glaubensschätze miteinander teilen. Aber Christus ist nicht geteilt. Er ist unsere Einheit.“

 

Von „Hoffnungsgeschichten“ berichtete die Seelsorgerin an der Frankfurter Jugendkulturkirche, Julia Piretzis. In der Online-Seelsorge höre und lese sie die Sorgen von Jugendlichen und könne schon durch ihr offenes Ohr helfen. Die Krankenschwester Sandra Hofmann vom Frankfurter Markus-Krankenhaus erzählte, wie auch auf der Covid-19-Station Patienten und Pflegekräfte trotz Masken miteinander lachten.

Die beiden leitenden Geistlichen der Gastgeberkirchen bezeichneten die gemeinsamen Mahlfeiern als wichtigen Schritt der Annäherung. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sprach von einem „wirklichen ökumenischen Fortschritt und einem Paradigmenwechsel“. Der Limburger Bischof und Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hieß die Christen anderer Konfessionen „vorbehaltlos willkommen“. Man werde weiter über das Trennende zwischen den Konfessionen reden, um es zu überwinden.


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Vor der Eröffnung warben die evangelische Kirchentags-Präsidentin Bettina Limperg und der katholische Präsident Thomas Sternberg für Solidarität und neues Vertrauen in die Demokratie. „Endlich geht es los! Wir sind überzeugt: Gerade jetzt ist der 3. Ökumenische Kirchentag von höchster Relevanz“, sagte Limperg. Das Leitwort sei auch ein Leitwort für die Krise. „Wir wollen hinschauen: Dahin, wo es weh tut, dahin, wo wir heilen können und dahin, wo wir handeln können.“

Ausgerechnet zum Auftakt gab es allerdings eine Panne: Während des Eröffnungsgottesdienstes war wegen technischer Probleme der Zugang zur ÖKT-Homepage „nicht durchgehend gewährleistet“, so die Veranstalter. Der ÖKT bietet bis Sonntag mehr als 100 meist digitale Veranstaltungen und bundesweit rund 300 dezentrale Angebote vor allem in Gemeinden. Hinter dem ÖKT stehen der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Das Leitwort heißt: „schaut hin“. (KNA/epd)