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Ökumenische Bewegung will Kirche für Familien “kunterbunt” machen

Die Bewegung „Kirche Kunterbunt“ will Kirche für junge Familien mit Kindern attraktiver machen. Dafür geht sie weg vom klassischen Familiengottesdienst, erzählte Projektreferentin Janina Crocoll vom Evangelischen Jugendwerk Württemberg in Stuttgart dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Gerade kirchendistanzierte Familien haben manchmal schon Schwierigkeiten mit dem Begriff Gottesdienst oder mit dem Gebäude Kirche. Da sehen sie sich oft einfach gar nicht.“ Deshalb habe man seit 2018 mit der „Kirche Kunterbunt“ ein alternatives Format entwickelt. Dieses finde oft in Gemeindehäusern, Kindergärten oder auf Spielplätzen statt.

Inspiriert ist der Name von der Villa Kunterbunt von Pippi Langstrumpf. Eine „Kirche Kunterbunt“ dauert rund drei Stunden und findet alle vier bis sechs Wochen regelmäßig statt. Sie setzt sich aus verschiedenen Phasen zusammen: der Willkommens-Zeit, der Aktiv-Zeit mit bunten Stationen zum Spielen, Basteln und Forschen, gefolgt von der Feier-Zeit mit Musik, Theater, Bibelgeschichten und Beten. Den Abschluss bildet die gemeinsame Essen-Zeit. Jede „Kirche Kunterbunt“ steht unter einem Thema oder einer biblischen Erzählung.

Am kommenden Wochenende treffen sich rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Bereichen Kirchenentwicklung, Familienarbeit und Gottesdienst in der Jugendkirche LUX in Nürnberg zur ersten „Kirche Kunterbunt“-Konferenz. Die Gäste aus dem gesamten deutschsprachigen Raum erwarten Vorträge und Workshops zu verschiedenen Themen wie „Generationen verbinden“ oder „Kreativ beten“.

Auch zwei Workshops zum Thema „Safe Space“ werden angeboten. Diese sollen Aufmerksamkeit für den Schutz vor Gewalt schaffen. „Uns geht es darum, die Kinder im Blick zu haben, aber auch die Erwachsenen“, sagte Crocoll. Man wolle einerseits die Familien bei dem Thema unterstützen, aber auch dafür sorgen, dass die „Kirche Kunterbunt“ selbst ein gewaltfreier Raum ist. Dafür gebe es Schulungen und Präventionskonzepte für Mitarbeitende. „Ein Wert von ‘Kirche Kunterbunt’ ist ‘fröhlich feiernd’. Und das geht nur, wenn Grenzen beachtet werden und Menschen sich wohlfühlen.“

Die „Kirche Kunterbunt“ kommt vom Konzept der „messy church“ in Großbritannien, die sich an Kinder und Erwachsene richtet. Seitdem gebe es auch in Deutschland ein starkes Wachstum der Bewegung – monatlich gründeten sich fünf bis zehn neue Initiativen im deutschsprachigen Raum, sagt die Jugendreferentin, die selbst mehrere Initiativen im Kirchenbezirk Neuenstadt bei Heilbronn gegründet hat. „In der Familienphase sucht man vielleicht noch mal mehr Orientierung. Wir merken, da gibt es ganz viel Sehnsucht, und so erkläre ich mir das große Interesse.“

Das Ziel der Konferenz sei eine Vernetzung der Akteure und das Schaffen von Inspiration für alle, die „Kirche Kunterbunt“ bereits umsetzen oder starten wollen. Die ökumenische Bewegung wird vom Evangelischen Jugendwerk in Württemberg getragen und bietet interessierten Kirchengemeinden Workshops, Ideen und Materialien für die eigene Umsetzung an. (00/3347/07.11.2024)