Die Ökumene steht vor einem tiefgreifenden Wandel. „Es geht heute nicht mehr so sehr um den Blick zurück und um das theologisch Trennende“, sagt Pastor Woldemar Flake, Ökumenereferent der Landeskirche Hannovers. Vielmehr seien pragmatische Lösungen etwa bei der gemeinsamen Nutzung von Gebäuden gefragt. „In der ökumenischen Zusammenarbeit steckt die Zukunft der Kirche“, betont der Theologe.
Einen Überblick über die Möglichkeiten sollte ein Studientag geben, den die Stiftung Kloster Frenswegen veranstaltet hat. In zwei Arbeitsgruppen befassten sich die rund 30 Teilnehmenden aus sechs Konfessionen mit ökumenischer Frömmigkeit und Zusammenarbeit. Man müsse sich jetzt miteinander auf den Weg machen, sagte Pastor Ulrich Hirndorf, einer der Organisatoren der Veranstaltung und Studienleiter des ökumenischen Bildungs-, Besinnungs- und Begegnungsortes am Rande Nordhorns. „Es kann nicht sein, dass wir uns als Konfessionen kleinsparen“, so Hirndorf.
Mehr Fantasie für ökumenische Projekte entwickeln
In der Gesprächsgruppe zur Gebäudenutzung stellten Fabian Sandkühler und Sebastian Strothmann vor, wie das Bistum Osnabrück angesichts sinkender Mitgliederzahlen mit seinen 1200 Kirchen und Gebäuden umgehen will. „Ich möchte einen Impuls geben, dabei ökumenisch zu schauen“, sagte Sandkühler, Geschäftsführer der Abteilung Seelsorge. „Statt Verdichtung nach innen wünsche ich mir ökumenische Projekte.“ Doch man stehe noch am Anfang. Oftmals fehle es an der Fantasie in den Gemeinden, die mitunter nur auf gegenüberliegenden Straßenseiten liegen, klagte Sandkühler.
Anlass für den Studientag war allerdings das 50-jährige Bestehen der sogenannten Leuenberger Konkordie, in der unter anderem lutherische, reformierte und unierte Kirchen eine Kirchengemeinschaft vereinbart haben, in der die theologischen Unterschiede etwa beim Abendmahlsverständnis keinen kirchentrennenden Charakter haben.
Gemeinsamkeiten beim Abendmahl entdecken
Vielen gilt die Konkordie deswegen als Impuls für eine engere Zusammenarbeit auch über die reformatorischen Kirchengrenzen hinaus. Theologisch gebe die Konkordie eine Aufgabe, betonte Dorothea Sattler, Professorin für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Universität Münster. „Sie fragt, wie wir die Gegenwart Christi im Abendmahl verstehen“, sagte die römisch-katholische Gastrednerin. Der Geist von Leuenberg sei, dass dasjenige begründet werden müsse, was nicht in der Gemeinschaft geschehe. Ähnlich sieht es Pastor Flake: „Man kann Leuenberg nicht hoch genug einschätzen.“
Auch der Lutheraner Ulrich Hirndorf verbindet mit der historischen Einigung viel Hoffnung: „Die Erfahrung der Konkordie kann eine Perspektive für eine weitergehende Ökumene aufzeigen.“
