Ökonom: So kann Selbstbegrenzung vor dem Ausbrennen schützen

Sich bewusst selbst zu begrenzen, kann nach Worten des Ökonomen Nico Paech einem Gefühl von Erschöpfung und Ausgebranntheit vorbeugen. Ein Beispiel für Selbstbegrenzung sei, nur dann neue Kleidung zu kaufen, wenn ein Teil beschädigt sei und nicht mehr repariert werden könne, sagte Paech am Mittwoch bei einer Veranstaltung der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung. In den heutigen „Konsum-Demokratien“ fühlten sich viele Menschen überlastet.

Mit Konsumstress betrüge das Individuum sich selbst um Genuss, der nur mit ausreichend Zeit möglich sei, fügte Paech hinzu: um etwa einen Wein zu genießen, ein Buch zu lesen oder einen Film zu verstehen. „Jede Aktivität braucht ein Minimum von Zeit, damit ein Gefühl von Sinn überhaupt entstehen kann.“ Sinneswahrnehmungen ließen sich nicht beschleunigen. Wenn also immer mehr Konsumgüter auf den Menschen einprasselten, werde er zwar statistisch betrachtet reicher, brenne aber innerlich aus.

Die Psychoanalytikerin Delaram Habibi-Kohlen erklärte, Freiheit werde heute zumeist als eine Freiheit zum Konsum begriffen. Um eine Freiheit „für ein Tun, das uns in der seelischen Entwicklung weiterbringt“, gehe es seltener. Insbesondere bei jungen Menschen zeigten sich in der Folge mehr psychische Erkrankungen, Ängste im Hinblick auf den Klimawandel sowie sozialer Rückzug und schwindendes Vertrauen in die Demokratie.

Klima- und Diversitätskrise würden gesellschaftlich aufgeschoben, „weil sie eine Umkehr von jenem Lebensstil erfordern, den wir als normal empfinden“, sagte die Expertin. Gefühlt habe es nichts mit dem eigenen Lebensstil zu tun, wenn hierzulande etwa invasive Arten wie die Tigermücke beobachtet würden – „obwohl wir wissen, dass es einen Zusammenhang gibt“.

Angesichts dieser Krisen hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, erfordere eine enorme psychische Leistung, betonte Habibi-Kohlen. Um sich Neues vorstellen zu können, müsse man sich schockierende Entwicklungen eingestehen, Gefahren bedenken, um Verlorenes trauern und sich von Gewohntem verabschieden. Ein Anfang könne es sein, sich über die eigene Haltung bewusst zu werden und auszuloten, was man selbst für den Klimaschutz tun könne.