“odyssee.hamburg” bringt Homers Epos auf drei Bühnen

Hamburger Theater bringen Homers Odysee auf drei Bühnen. Das Gemeinschaftsprojekt „odyssee.hamburg“ des Ernst Deutsch Theaters, des Ohnsorg-Theaters und des Lichhof-Theaters werde das Epos in noch nie dagewesener Form präsentieren, jedes Theater widme sich einer Etappe des antiken Stoffes in eigener Handschrift, kündigte das Ernst Deutsch Theater am Mittwoch an. Dort bildet die Neuschreibung „Odyssee oder das Kalypsotief“ von Daniel Schütter ab 5. September den Auftakt.

In dem ersten Stück ist Troja gefallen, der Mittelmeerraum vom Krieg gezeichnet, und auf dem Olymp entscheiden Götter über die Zukunft der Menschen – auch über die von Odysseus, der von Kalypso auf ihrer Insel festgehalten wird. Oder will er gar nicht mehr heimkehren? Während seine Frau Penelopeia, umringt von Freiern, den Verstand zu verlieren beginnt, macht sich seine Tochter Telemake auf die Suche nach ihm und findet vor allem das Trauma des Krieges.

Die Neuschreibung der ersten acht Gesänge von Homers Epos suche in der vielschichtigen Not der Akteure und ihrer Irrwege nach der persönlichen und gesellschaftlichen Verantwortung, heißt es. Dabei zeichneten sich erstaunliche Parallelen zwischen dem fast 2.600 Jahre alten Werk und heutigen Fragestellungen. Es entstehe eine tragische Komik, die vor allem eine Frage aufwerfe: Was machen wir hier eigentlich?

„Oddos See – Eine irre Fahrt“, ein Schauspiel mit Musik von Murat Yeginer, räumt vom 2. März 2025 an im Ohnsorg-Theater mit einem Irrtum auf: Odysseus war kein Grieche, sondern Friese, und er hieß Oddo. Dass seine Reise zehn Jahre dauerte, lag nicht allein daran, dass Poseidon ihm den Weg versperrte – es lag vor allem an einer sprachlichen Barriere, denn Oddos Mannschaft sprach Plattdeutsch und das taten die meisten Menschen im Mittelmeerraum eben nicht. Um sich während der Reise bei Laune zu halten, erfand die Mannschaft nebenbei das Shanty.

Den Abschluss bildet „Odyssee | Die Ankunft“, ein Tanztheater von Anna Semenova-Ganz und Tanya Chizhikova im Lichthof-Theater, Premiere soll im Juni 2025 sein. Da niemand genau weiß, was nach Odysseus Ankunft geschah, bieten verschiedene Erzähler verschiedene Enden an: Er kehrt zu Penelope zurück und vertreibt die Freier, er tötet sie wegen Verrats, oder er wird selbst getötet von seinem Sohn.

Das dritte Stück greift den Angaben nach die Idee und Möglichkeit unterschiedlicher Schlussakte auf, die gleichzeitig existieren können. „Denn die Bewegung von flüchtenden Menschen auf unserem Globus, der Exodus und die Ankunft im Unbekannten und Fremden, die Vielfalt der Menschen und ihrer Schicksale lässt nicht eine einzige Art Ende zu“, heißt es. Tänzerinnen und Tänzer unterschiedlichster künstlerischer Herkunft nutzten verschiedene Tanzstile, um das Thema „Ankommen“ in seiner Individualität und Vielschichtigkeit umzusetzen.

Jedes der Stücke stehe für sich allein, aber die drei Theater wollen das Publikum auch selbst zu einer Odyssee – von der Mundsburg über den Hauptbahnhof bis nach Bahrenfeld – einladen. Dabei ziehe sich ein nachhaltiges Bühnenbildkonzept des aus Russland geflüchteten Bühnenbildners Mikhail Zaikanov wie ein roter Faden durch alle Abende: Die Bühnenelemente sollen in abgeänderter Form von Haus zu Haus wandern.