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Obdach- und Wohnungslosigkeit

Erst seit wenigen Jahren gibt es Zahlen und Statistiken zu Obdachlosigkeit. Die verschiedenen Statistiken liegen zwischen 470.000 und 600.000. Ein Aktionsplan will das bis 2030 ändern.

Das Ausmaß der Wohnungslosigkeit blieb in Deutschland viele Jahrzehnte im Dunkeln, und die Datenbasis ist bis heute unvollständig. Erst seit 2020 besteht überhaupt die gesetzliche Verpflichtung für das Statistische Bundesamt, entsprechende Daten zu erheben. Die erste Statistik wurde im Juli 2022 vorgestellt.

Laut den aktuellen Zahlen – Stichtag 31. Januar 2025 – sind in Deutschland rund 474.700 Personen wegen Wohnungslosigkeit in öffentlichen Unterkünften untergebracht. Gegenüber dem Vorjahr hat sich diese Zahl um acht Prozent erhöht (2024: 439.500). Den Anstieg führen die Statistiker unter anderem auf verbesserte Datenmeldungen zurück.

Die Zahlen beruhen auf den Meldungen von Städten, Gemeinden und Einrichtungen. Erfasst werden dabei alle wohnungslosen Personen, die in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar 2025 beispielsweise in überlassenem Wohnraum, Sammelunterkünften oder Einrichtungen für Wohnungslose untergebracht waren.

Die Statistik hat allerdings blinde Flecken: Denn Menschen, die ohne jede Unterkunft auf der Straße leben, werden nicht mitgezählt. Nicht erfasst sind zudem Formen von verdeckter Wohnungslosigkeit, also zum Beispiel Personen, die bei Bekannten oder Angehörigen unterkommen.

Diese Gruppen sind aber Teil der sogenannten begleitenden Wohnungslosenberichterstattung, die alle zwei Jahre vom Bundesbauministerium organisiert wird – erstmals 2022. Demnach gab es zwischen dem 1. und 7. Februar 2024 gemäß einer Hochrechnung 107.705 verdeckt wohnungslose Personen und wohnungslose Personen ohne Unterkunft in Deutschland. Bereinigt um Doppelerfassungen kommt die Bundesregierung in einem Bericht Anfang 2025 auf insgesamt 531.600 wohnungslose Menschen, wobei mit zwei Dritteln überwiegend Männer betroffen waren.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, der bundesweite Dachverband der Dienste und Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfen, führt ebenfalls Hochrechnungen durch, die von den Zahlen des Statistischen Bundesamtes und des Berichts aus dem Bundesbauministerium leicht abweichen, also etwas höher sind. Die aktuelle Zahl stammt aus 2022: Danach waren im Verlauf des Jahres 607.000 Menschen in Deutschland wohnungslos, 50.000 von ihnen lebten ganz ohne Unterkunft auf der Straße.

Nach einem im Frühjahr 2024 von der damaligen Bundesregierung beschlossenen Nationalen Aktionsplan soll Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 überwunden sein.